»Hier nach Arnoldsweiler kamen die Gefangenen zum Sterben!«
 
Ein umfangreicher Barackenkomplex, umgeben von Wachtürmen, gelegen im Nordwesten von Arnoldsweiler: Das war das Kriegsgefangenenlager, eine Außenstelle des Stalag VI in Bonn. Tausende französischer und später russischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter waren hier interniert, und viele hundert von ihnen starben hier unter grausamen Umständen.
Erst als im Sommer 1960 die Toten auf dem Friedhof in der Merzenicher Heide exhumiert werden, um auf der Ehrenanlage in Rurberg ihre letzte Ruhestätte zu finden, wird der breiteren Öffentlichkeit das ganze Ausmaß des Massensterbens bekannt: Statt der ursprünglich geschätzten 500 werden schließlich über 1500 Tote umgebettet. Und es steht fest, dass dies nicht alle Opfer waren, denn viele wurden, wie sich Zeitzeugen erinnern, gar nicht in der Merzenicher Heide begraben, sondern auf einen Lastwagen geladen, um sie irgendwo zu verscharren.
Die Verhältnisse im Lager waren katastrophal, vor allem, weil hier viele Kranke aus den umliegenden Industrie- und Kohlenrevieren eingeliefert wurden. „Hier nach Arnoldsweiler kamen die Gefangenen zum Sterben!“, erinnert sich ein damals als Sanitäter im Lager eingesetzter Deutscher. Etwas erträglicher hatten es die außerhalb der Lager untergebrachten Zwangsarbeiter, von denen die meisten in der Landwirtschaft eingesetzt waren.
Allerdings wird mit zunehmender Kriegsdauer ein Einsatz in der Rüstungsindustrie immer kriegswichtiger. So ordnete der Landrat des Kreises Düren am 6. September 1944 „die Überleitung von 700 ausländischen Arbeitern, Polen und Russen, aus der Landwirtschaft in die Industrie“ an.
Ein besonderes Problem stellten die Zwangsarbeiter für die Sicherheitsorgane dar. Im September 1944 berichtet der „Chef der Sicherheitspolizei und des SD“, Berlin, in einem Rundschreiben mit bemerkenswerter Offenheit: „In diesem Zusammenhang darf die Haltung vieler deutscher Volksgenossen nicht unerwähnt bleiben, die durch Großzügigkeit und falschverstandenes Mitleid dem Ausländer in seinen Bestrebungen Vorschub leisten. Immer wieder erhalten bettelnde Ausländer Geld, Lebensmittelmarken oder Lebensmittel von der deutschen Bevölkerung, die damit, wenn auch unbewusst, flüchtigen Ausländern oder Agenten Unterstützung angedeihen lässt.“
In dem gleichen Schreiben werden verstärkte Razzien gegen die Ausländer angeordnet, die zum Ziel haben sollen, die schon seit längerem existierenden Widerstandsorganisationen der ausländischen Zwangsarbeiter zu zerschlagen.
Schon im Mai 1944 hatte, wie die streng vertrauliche „Meldung wichtiger staatspolizeilicher Ereignisse“ vermerkte, die Stapostelle Köln eine „von Ostarbeitern gebildete sowjetische Widerstandsbewegung mit der Bezeichnung ‘Komitee Kampf gegen Faschismus‘ aufgerollt. Die zentrale Steuerung der Bewegung, die Verbindung nach Euskirchen, Jülich und Düren unterhielt, erfolgte von Düsseldorf aus.“ „Bisher“, so der Bericht weiter, „konnten 39 Personen festgenommen werden, unter denen sich die Leiter der Bezirke von Düren, Jülich und Euskirchen befinden. Die Ermittlungen werden fortgesetzt.“
Wir wissen heute (noch) nicht, ob diese Ermittlung zum Ergebnis hatten, dass solche Verbindungen auch zum Stalag in Arnoldsweiler bestanden. Das ist aber auch vollkommen nebensächlich, denn die Stele in Arnoldsweiler steht symbolisch für viele andere Orte in Düren, wo Lager bestanden. Sie steht ganz gewiss auch für jene Stelle in Echtz, an der im Jahre 1942 zwei polnische Zwangsarbeiter wegen Geschlechtsverkehrs mit deutschen Frauen aufgehangen wurden.