Daß es einen jüdischen Friedhof im Norden der Stadt vor dem Wirteltor gab, ist für 1551/52 belegt. Sicher ist der Friedhof aber noch älter. Wenzel Hollar gibt in seinem Vogelschauplan von Düren aus dem Jahre 1634 die genaue Lage des Friedhofs an. 1847 beschloß der Dürener Stadtrat, den Friedhof aus „politischen und sanitären Rücksichten, namentlich wegen erfolgter und noch anwachsender Erweiterung der Stadt“ zu verlegen. Um die Verstorbenen auf dem begrenzten Terrain bestatten zu können, war das Gelände mehrmals aufgeschüttet worden. Der alte Friedhof an der heutigen Arnoldsweiler Straße wurde 1866 mit einer Mauer umgeben. Bis 1888 fanden hier doch noch Beerdigungen statt. Wohl infolge von Kriegszerstörungen ist der jüdische Begräbnisplatz untergegangen. Etwas verloren steht heute inmitten einer Grünanlage ein alter Grabstein, der bei Ausschachtungsarbeiten gefunden wurde. Auch eine Gedenktafel erinnert an den mittelalterlichen Friedhof.

Der neue Friedhof an der Binsfelder Straße […] wurde 1888 auf einem sehr langen, schmalen Grundstück angelegt. Der Begräbnisplatz ist mit einer hohen Backsteinmauer umgeben. 1943 erwarb die Stadt Düren beide Friedhöfe für 9200 RM. Die NS-Zeit und das Bombardement Dürens hat der Friedhof relativ gut überstanden. 1988 mußte eine Schändung registriert werden – zwanzig Grabsteine wurden umgeworfen.

Auf dem 1888 Quadratmeter großen Gelände stehen heute etwa 200 sehr unterschiedlich gestaltete Grabsteine. An der südlichen Friedhofsmauer sind die Grabsteine vom jüdischen Friedhof in Langweiler aufgestellt. Der Begräbnisplatz wird heute noch belegt und befindet sich im Eigentum der jüdischen Gemeinde Aachen. Die Stadt Düren hat den Friedhof in der Binsfelder Straße in ihre Denkmalliste eingetragen.

Elfie Pracht, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil I: Regierungsbezirk Köln, Köln 1997, S. 92

 

20.07.1887

Die Regierung in Aachen verfügt die Schließung des israelitischen Friedhofes an der Arnoldsweiler Straße. Anlage eines neuen Friedhofes an der Binsfelder Straße, seit 1888 Juli 1 in Benutzung.

STAD, VW 1871, S. 32, 1887/88, S. 46; RP 1887 Aug. 25; Dürener Zeitung 1888 Juli 4, in: Domsta/Krebs/Krobb, Zeittafel, S. 141

 

7. März 1888

Reglement für die Benutzung des Friedhofes der Spezial-Synagogen-Gemeinde zu Düren

[…]

Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Düren

Alex Bendix

[Zusatz]

gesehen und einverstanden

Düren, den 8. März 1888

Der Bürgermeister

Werners

Kopie im Archiv der GW

Abschrift!

Reglement für die Benutzung des Friedhofs der Special-Synagogen-Gemeinde zu Düren

1.) Der Israelitische Friedhof zu Düren, an der Düren - Erper Provinzialstrasse gelegen […]

Dieses Reglement tritt vom 1. Juli ds. Js. ab in Krafft. Von demselben Tage ab darf der frühere israelitische Begräbnisplatz an der Arnoldsweilerstrasse zu Beerdigungen nicht mehr benutzt werden.

Düren, den 27. Juni 1888

Der Bürgermeister

gez. Werners

Kopie im Archiv der GW

 

1895

Es wurden im Jahre 1895 beerdigt

c) auf dem israelitischen Friedhofe: 5 Erwachsene und 2 Kinder

STAD, Verwaltungsbericht 1895/96

 

20.05.1943

Tagung der Ratsherren, 20. Mai 1943

Nichtöffentlich

4. Grundstücksangelegenheiten

„Die Stadtgemeinde Düren erwirbt von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, Bezirksstelle Rheinland, folgende im Grundbuch von Düren […] auf den Namen der Israelitischen Gemeinde Düren eingetragenen Grundstücke

[…] Friedhof Arnoldsweilerstraße

[…] Friedhof Binsfelderstraße

Der Kaufpreis für den Friedhof Arnoldsweilerstraße beträgt 8,- RM je qm, mithin für 709 qm 5672 RM. Der Kaufpreis für den Friedhof Binsfelderstraße beträgt für 728 qm Vorderland 3 RM je qm, mithin 2184 RM, für 1344 qm Hinterland 1 RM je qm, mithin 1344 RM

mithin Gesamt-Kaufpreis         9200 RM

Der Kaufpreis ist zahlbar nach Umschreibung an die von der Aufsichtsbehörde zu benennende Stelle.

Begründung:

Aus städtebaulichen Gründen ist der Erwerb beider Friedhöfe zu empfehlen.

Stadtrat Lützen war der Ansicht, daß der Preis von 8 RM je qm für das Grundstück in der Arnoldsweilerstraße zu hoch bemessen sei […] Der Preis sei durchaus angemessen. Das Gelände könne später als Baugelände oder aber als Parkplatz Verwendung finden. […].“

 

05.06.1950

Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses

[…]

9. Verschiedenes

[…]

h) Errichtung einer Autowache auf dem alten Friedhof der jüdischen Gemeinde in der Arnoldsweilerstraße

Stadtkämmerer Dr. Hofacker trug vor, daß […] das Grundstück zu diesem Zwecke pachten wolle. Der Antrag […] sei damals abgelehnt worden. Der Vertrag müsse unter Mitzeichnung der jüdischen Gemeinde abgeschlossen werden, da diese vielleicht in Zukunft Ansprüche auf Rückgabe des Grundstückes erheben könne. Herr Goldschmidt sei einverstanden.

Der Ausschuß erhob keine Bedenken.

Exzerpte F.G.

 

17.08.1950

Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses

1. Protokollgenehmigung und Mitteilungen

[…]

b) Mitteilungen

[…]

Instandsetzung jüdischer Friedhof

Nach Ausführungen zu der Verwaltungsvorlage durch […] Hofacker erklärte der Oberstadtdirektor, daß die wenigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Düren nicht in der Lage seien, die Kosten für den Wiederaufbau der Friedhofsmauer zu tragen. Er schlage die Kostenübernahme auf die Stadt vor unter der Bedingung, daß es sich um eine einmalige Hilfe handele und die künftige Instandhaltung des Friedhofs Angelegenheit der jüdischen Gemeinde sei.

Stadtvertreter Dr. Alm [CDU] erklärte, daß ihm bekannt sei, daß auswärtige Juden Dürener Herkunft Geld zur Instandsetzung des Friedhofs zur Verfügung gestellt haben, trotzdem wolle er nicht gegen den Vorschlag stimmen. Es wurde einstimmig beschlossen, die Kosten in Höhe von DM 2.700 für die einmalige Instandsetzung unter der Bedingung zu übernehmen, daß alle künftigen Instandsetzungkosten von der jüdischen Gemeinde getragen werden.

Exzerpte F.G.

 

19.02.1951

Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses

[…]

5. Grundstücksangelegenheiten

[…]

e) Überlassung der Pacht aus der Autowache auf dem alten städtischen Friedhof an die jüdische Gemeinde

Exzerpte F.G.

 

26.10.1951

Beim Bau von Versorgungsleitungen in der Arnoldsweilerstraße stoßen Tiefbauarbeiter auf Reste von Gräbern des alten jüdischen Friedhofs.

DZ 26.10.1951; Domsta/Krebs/Krobb, Zeittafel, S. 250

 

16.09.1955

Beschluss der Stadtverordneten über die Rückerstattung des jüdischen Friedhofs an der Binsfelder Straße und des ehemaligen jüdischen Friedhofs in der Arnoldsweilerstraße an den ehemaligen jüdischen Besitzer.

StAD, RP 1955 III, S. 13; Domsta/Krebs/Krobb, Zeittafel, S. 259

 

05.06.1996

Friedhof: Vosen entsetzt über „verwerfliche Tat“

Grabsteine wurden herausgerissen und umgeworfen

Dürener Nachrichten, Mittwoch, 5. Juni 1996 (1 Foto)

 

23.09.1996

Den jüdischen Friedhof wieder instandgesetzt

Nothelfergemeinschaft hat Schäden der Vandalen behoben

Dürener Nachrichten, Montag, 23. September 1996 (1 Foto)

 

09.09.1998

Pfadfinder erstellten Dokumentation zum jüdischen Friedhof

Pionierarbeit geleistet

Dürener Nachrichten, Mittwoch, 9. September 1998 (1 Foto)

 

04.11.1998

Zum Stadtjubiläum: Pfadfindergruppen zeigen im Rathausfoyer Ausstellung zum jüdischen Friedhof in Düren

Gefühl von Verlust steht in keinem Geschichtsbuch

Dürener Nachrichten, Mittwoch, 4. November 1998 (1 Foto)

 

10.08.2002

Pfadfinder säubern jüdischen Friedhof

Stamm St. Arnold legt die Mauern frei

Dürener Zeitung, Samstag, 10. August 2002 (1 Foto)

 

10.08.2002

Pfadfinder helfen in den Ferien auf dem Jüdischen Friedhof

Gräber von Wildwuchs befreit

Dürener Nachrichten, Samstag, 10. August 2002 (1 Foto)