Ein ungewöhnlicher Fund
Auf äußerst seltsamen Umwegen kam jetzt ein ungewöhnliches Dokument zum Leben im Lager Arnoldsweiler in den Besitz der Dürener Geschichtswerkstatt. Vor einiger Zeit hatte das Geographische Institut an der Universität Köln eine Ausstellung zum Thema „Köln in Flammen“ organisiert und dazu mit Hilfe der örtlichen Presse Dokumente aus privatem Besitz gesucht, die die Kriegszeit und die Bombenangriffe auf Köln veranschaulichen könnten. Eine junge Frau brachte daraufhin eine kleine, selbstgebundene Broschüre, die sie als Kind in einer Scheune neben ihrem Elternhaus in Oberembt gefunden, dann aber wieder aus dem Blickfeld verloren hatte.
Nach Beendigung der Ausstellung sprach sie eine Mitarbeiterin des Instituts an, ob man dieses einzigartige Dokument nicht weiter „verwerten“ könne, indem man es der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich machte. Die Mitarbeiterin recherchierte daraufhin im Internet zum Thema Zwangsarbeit und kam auf unsere Adresse.
Bei dem Dokument handelt es sich um ein kleines, ca. 40 Seiten starkes, selbst gebundenes Heft im Querformat (der Umschlag ist leider verlorengegangen), das ganz offensichtlich von drei russischen Kriegsgefangenen, die zumindest zeitweise im Lager Arnoldsweiler inhaftiert waren, mit Original-Zeichnungen gefüllt ist. Die Zeichnungen sind von der Qualität durchaus als überdurchschnittlich zu bezeichnen, sie sind größtenteils aquarelliert und fast durchgehend mit zweisprachigen (russischen und deutschen) Kommentaren versehen.
Es ist, das geht aus den Kommentaren hervor, ganz offensichtlich einem deutschen Gefreiten gewidmet (und wahrscheinlich auch geschenkt) worden, der die drei allem Anschein nach menschlich behandelt hat – ungewöhnlich genug zur damaligen Zeit.
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Seite 01 | |||
Seite 02 | Dieses Album wurde (zur Erinnerung) von drei russischen Kriegsgefangenen des Lazaretts „Arnoldsweiler“ dem Sanitäter Gefreiten N. Haas geschenkt, welcher unter uns großen Respekt als Mensch und als Arbeitskollege genoss. |
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Seite 03 | Der Gefreite gefällt mir: seine gute Seele, seine Liebe zur Kunst und zu seiner Familie sein Sorgen für die russischen Kriegsgefangenen und sein Bestreben ihnen die Kultur näher zu bringen. | ||
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Seite 05 | Um die Seele eines Kriegsgefangenen zu verstehen, muss man selber in Gefangenschaft gewesen sein und all die Qualen dieses Joches erfahren haben. | ||
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Seite 07 | Jeder von uns hat das Bild seiner Liebsten im Sinn. Und wir traeumen davon, sie zu sehen. |
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Seite 08 | Ich respektiere ihn dafuer, dass er eine menschliche Seele hat. Er weiss eine Freundschaft zu schaetzen. Und das hindert ihn nicht an seinem Dienst. |
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Seite 11 | Zur Erinnerung Drei russische Maenner schenken Ihnen Ein Album zur Erinnerung an jene Tage Wo Koelner Haeuser in Flammen stehen Und sich das Blut ergiesst in grossen Stroemen. Sobald der Krieg zu Ende ist Erheben wir auf Freundschaft die Glaeser und trinken alles aus – Wir: der Gefreite Haas und wir „Schakale“ (Schakale ist im Russischen ein Ausdruck für „Hungrige“, aber auch für „Gruppe“ oder „Clique“.) |
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Seite 12 | |||
Seite 13 | Ich bin ein russischer Maler. Ich respektiere ihn dafuer, dass er aufs Feinste Kritik an meiner Arbeit uebt. |
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Seite 15 | Zwei „Polizisten“ und ein „Hauptmann“ Einer ist gross, ein anderer ist klein Bemuehen sich, sie schreiben Ihnen ein Album Und malen huebsche Bilder rein. och staendig denken sie daran Wann sehen endlich sie ihr Heim .............................................. Und jeder kann nur daran denken, Wann wird der Krieg denn letztlich enden? |
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Seite 16 | |||
Seite 17 | Es ist schwer, in der Gefangenschaft zu schmachten und eines Dieners Pflichten tun. Aber in einem haben wir doch Glueck gehabt Wir haben Haas – einen sehr guten Freund. |
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Seite 18 | |||
Seite 19 | Die Sintflut | ||
Seite 20 | |||
Seite 21 | Zu uns ist er ‘ne gute Seele und immer nah und gut zu uns. So glauben Sie uns, Gefreiter Haas, dass wir niemals den Feind in Ihnen sehen werden. |
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Seite 22 | Wir leben in einer harten Zeit | ||
Seite 23 | Die ganze Erde steht in Flammen es explodieren Bomben, und alle Felder sind aufgewuehlt und das Volk auf dem ganzen Erdball hat den Verstand wegen des zuviel vergossenen Blutes verloren. Aber es kommt ein Tag – ein Tag der Hoffnung wenn all diese Schrecken aufhoeren schauen wir mit Bitterkeit zurueck und werden vorwaerts auf das Glueck und das Licht zugehen. |
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Seite 25/26 | |||
Seite 27 | |||
Seite 28 | |||
Seite 29 | |||
Seite 30 | |||
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