1897
Neugegründet wurde 1897 als GmbH die Firma Gebr. Hannemann.
Decker, Franz, Die betriebliche Sozialordnung der Dürener Industrie im 19. Jahrhundert, S. 30, Anm. 83
1906
„Wenn jeder, vom jüngsten Lehrling bis zum ältesten Arbeiter, einschließlich des Chefs, seine Pflicht erfülle, müsse das gegenseitige Vertrauen sich festigen.“ So äußerte es der Inhaber der Firma Gebrüder Hannemann auf einem Arbeitsfest.
Dürener Anzeiger vom 15.01.1906, zit. nach: Decker, Franz, Die betriebliche Sozialordnung der Dürener Industrie im 19. Jahrhundert, S. 123
1924
05.01.1924
Fabrikbrand. In der Elektrizitätswarenfabrik von Gebr. Hannemann zu Rölsdorf brach am Freitag mittag gegen 12 Uhr aus bis jetzt unaufgeklärter Ursache ein Brand aus. Ein Teil des Gießereilagers wurde durch das Feuer beschädigt. Den Arbeitern der Fabrik gelang es, mit Hilfe der Rölsdorfer Feuerwehr des Brandes Herr zu werden, ehe größerer Schaden entstand. Die alarmierte Dürener Dampffeuerspritze brauchte nicht in Tätigkeit zu treten. Der Betrieb der Fabrik ist nicht gestört.
Zeitungsbericht unbekannter Provenienz, Slg. Kaiser
1925
07.04.1925
Fabrikbrand. Vorige Nacht gegen 3 Uhr wurde die städt. freiw. Feuerwehr zu einem Brande nach der Eisengießerei von Hannemann gerufen. Es brannte dort die Modellschreinerei. Der Dachstuhl ist völlig abgebrannt. Um 1/2 5 Uhr konnte die Wehr wieder abrücken.
Zeitungsbericht unbekannter Provenienz, Slg. Kaiser
[Mai bis September 1925]
Jahrtausend-Ausstellung des Kreises Düren auf Burg Nideggen
– – – – –
im Anzeigenteil [im Anhang an das Verzeichnis]:
Gebr. Hannemann & Cie. G.m.b.H.
Düren (Rhld.)
Erzeugnisse:
Material für den Bau von Freileitungen u. Ortsnetzen.
Installationsmaterial für elektrische Licht- und Kraftanlagen.
Verzeichnis der in der Jahrtausend-Ausstellung des Kreises Düren auf Burg Nideggen ausgestellten Gegenstände. Mai bis September 1925, Düren 1925, Hamel’sche Druckerei und Verlagsgesellschaft m.b.H.
1929
Juni
[Bildunterschrift] Die DZ-Serie über die Juden in Stadt und Kreis Düren fördert neue Informationen und Dokumente aus dem Leben der jüdischen Gemeinde zutage. Leser Jakob Philipp aus Düren stellte uns dieses Foto zur Verfügung, das seinen Vater (fünfter von links) zusammen mit dem Inhaber der Dürener Firma Gebrüder Hannemann, Löwenstein (siebter von rechts) zeigt. Löwenstein, ein Jude, war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Das Foto entstand beim Vertretertag im Juni 1929 in Düren.
Dürener Zeitung vom 19. August 1988
1932
Samstag, 02.01.1932
100 Jahre Firma N.J. Hannemann
Dürener Zeitung, Samstag, 2. Januar 1932
1938
22.04.1938
Vor den Aachener Gerichten:
Merkwürdige Buchhaltung in jüdischem Betrieb
Was wurde verschleiert? – 30 000 Mark veruntreut
[halbfett] Vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Aachen begann am Donnerstagmorgen ein umfangreicher Prozeß wegen Betrugs und Untreue. Angeklagt ist der jetzt 51jährige, aus Birkesdorf gebürtige Georg Dammers, der bis Anfang 1937 in einem elektrotechnischen Betrieb in Düren-Rölsdorf als Prokurist tätig war. Die Anklage wirft ihm vor, insgesamt 30 000 Reichsmark unterschlagen zu haben. Die Verfehlungen reichen bis zum Jahre 1930 zurück. Die Anklageschrift umfaßt allein 17 Seiten. Die Anklage wird durch Assessor Dellert vertreten. [Ende halbfett]
Als der Prozeß begann, der unter dem Vorsitz von Landgerichtsrat Dr. Scheins steht, lagen auf den Richtertischen an die zwanzig dickleibige Folianten und Aktenstücke, sämtlich Geschäftsbücher der Firma, deren Prokurist der Angeklagte war. Nicht weniger als drei ausführliche Gutachten finanz- und buchungstechnischer Sachverständiger, [???, Textverlust] dicke Aktenhefte für sich, kamen hinzu. Auch auf dem Tisch des geladenen Sachverständigen, eines Wirtschaftstreuhänders, häuften sich Geschäftsbücher und Belegakten. Aus diesem Apparat allein war schon zu ersehen, daß es sich hier um eine schwierige Materie handelt, die umfangreiche Nachprüfungen von Büchern, Rechnungen und Buchungen erfordert. So wundert es denn nicht, daß die Dauer des ganzen Prozesses auf etwa zehn Tage geschätzt wird.
Nach der üblichen Vernehmung zur Person erklärte der Angeklagte, daß Gerüchte über ihn die Runde machten, wonach er ein unehelicher Sohn seines früheren jüdischen Firmenchefs sei. Dem sei nicht so. Das Aeußere des Angeklagten macht allerdings solche Gerüchte verständlich.
[halbfett] Der Angeklagte benahm sich am ersten Verhandlungstag recht selbstbewußt und sicher. Gewandt weiß er Einwänden zu begegnen, Erklärungen vorzubringen und Mutmaßungen aufzustellen, die natürlich auf ihn selbst nur gutes Licht fallen lassen. Zur Sache selbst erklärte er, daß er zwar gewußt habe, daß die Buchführung der Firma nicht stimme, daß das aber nicht seine Schuld sei. Er bestritt, die Unterschlagungen in Höhe der von der Anklage angenommenen 30 000 Reichsmark. Lediglich 2900 Reichsmark, die sich ganz und gar nicht nachweisen ließen, gab er als veruntreut zu. [Ende halbfett]
Die Buchführung der Firma, bei der der Angeklagte angestellt war, ist übrigens ein Kapitel für sich. Die Firma hette zwei Prokuristen, der eine war der Angeklagte, der für die Kassenführung zuständig war, der andere Prokurist war für die Buchhaltung zuständig. Letzterer starb nun im Juni 1936. Der Angeklagte ließ nun die Wahrscheinlichkeit offen, daß der Verstorbene die Bücher mit Absicht so unordentlich und großzügig geführt habe, um eigene Verfehlungen zu decken. Er betonte dabei, daß er darüber nichts sagen könne und wolle, da ihm die Ehre des Verstorbenen genau soviel wert sei, wie die eigene. Jedenfalls ist es Tatsache, daß es der jüdische Geschäftsinhaber verstanden hatte, von den Hinterbliebenen des Verstorbenen eine Schuldverschreibung über 5000 RM zu erhalten. […]
[halbfett] Interessant war die Vernehmung des Nachfolgers des verstorbenen Prokuristen, der über die Aufdeckung der riesigen Unterschleife aussagte. Der Firmeninhaber hatte seinen Schwiegersohn, einen jüdischen Rechtsanwalt aus Düsseldorf, im Juni 1936 zum Prokuristen bestellt, der sich in die Buchhaltung einarbeiten sollte. Als er den Schreibtisch seines Vorgängers ordnen wollte, fand er in allen Schubladen Mengen von Belegen, Kassenbelegen wie Akten. Ein großer Teil der Kassenbelege fehlte allerdings, als er an den Wust ungeordneter Papiere heranging. Andre Belege hatte der Angeklagte in seine eigene Buchführung herübergenommen. Die Notizzettel, die der Angeklagte als Vertreter des Verstorbenen gemacht hatte, wurden nachher vernichtet, es waren Anforderungen an die Lohnbuchhaltung, Portoauslagen-Belege und andre ähnliche Belege, innerhalb des Betriebs hauptsächlich. Bei der Uebernahme der Kasse stellte dann der neue Prokurist eine Differenz von 1700 RM fest. [Ende halbfett] […]
Als der Angeklagte eines tages in Urlaub war, stellte sich u.a. heraus, daß ein Betrag von 500 RM, der an Gemeindesteuern für die damalige selbständige Gemeinde Rölsdorf gezahlt werden mußte, zwar als bezahlt in den Geschäftsbüchern verbucht war, daß der Betrag bei der Gemeindekasse aber nicht eingegangen war. Das fiel sehr stark auf, damals tauchten die ersten Gerüchte auf. Das war den Juden natürlich sehr unliebsam, da sie dadurch unangenehm auffielen. Tatsächlich waren von der Reichsbank 1000 RM abgehoben worden, von denen aber als empfangen nur 500 RM bei der Firma verbucht waren, während der Rest angeblich an Rölsdorf gezahlt sein sollte. Der Angeklagte hatte diesen Betrag als unterschlagen eingestanden.
Aus dem Urlaub zurückgekommen, wurde der Angeklagte vom Betriebsinhaber zur Rede gestellt. Er leugnete selbstverständlich zunächst alles. Erst nach und nach rückte er dann mit Teilwahrheiten heraus. Das führte dann dazu, daß er entlassen wurde. Im März 1937 erhob dann die Staatsanwaltschaft Anklage, nachdem der Beschuldigte vorher in Untersuchungshaft genommen worden war. Sieben Monate blieb er inhaftiert. Die weiteren Ermittlungen, vor allem auch die Einholung der notwendigen ausführlichen Gutachten, erforderten aber soviel Zeit, daß erst jetzt, nach einem Jahr und einem Monat, die Hauptverhandlung anberaumt werden konnte. […]
Westdeutscher Beobachter, Freitag, 22. April 1938, 2sp
23.04.1938
Vor den Aachener Gerichten:
Lügen und Widersprüche im Dammers-Prozeß
Schmählich mißbrauchtes Vertrauen – Der zweite Verhandlungstag
[halbfett] Der zweite Verhandlungstag im Prozeß gegen Georg Dammers brachte die Vernehmung von zwei Zeugen, darunter dem jüdischen Firmeninhaber. Weiterhin wurde jedoch gerechnet und gerechnet. [Ende halbfett]
Der Firmeninhaber bestätigte, daß der Angeklagte 1927 Prokurist bei ihm geworden sei, nachdem er 1913 bei ihm zuerst eingetreten war. Das Gehalt des Prokuristen betrug in guten Geschäftsjahren 1000 Mark brutto, später 650 Mark, und zuletzt 700 Mark. Daneben bezahlte die Firma eine Versicherung über 10.000 Mark. […] Der Firmeninhaber hatte, wie er aussagte, volles Vertrauen in die Ehrlichkeit und das Können der beiden Prokuristen. Er war sehr viel auf Reisen und konnte sich nicht um die Buchhaltung kümmern, hätte auch keine Bilanz aufstellen können, wie er behauptete. D. habe auch seine Steuererklärungen gemacht, die nach Angabe des Zeugen nie beanstandet worden seien. […]
Die weitere Verhandlung drehte sich dann wieder um die einzelnen Posten, die in der Buchführung nicht stimmen. Unter anderm kamen auch die [gesperrt] Pachtverträge von Grundstücken [Ende Sperrung] zur Sprache, die teils der Firma, teils dem Inhaber persönlich gehörten. […]
Westdeutscher Beobachter, Samstag, 23. April 1938, 3sp
27.04.1938
Heute Urteil im Dammers-Prozeß
Der Sachverständige hat das Wort
Rund 35 000 Mark wurden in Düren veruntreut – 10 000 Mark steckte Dammers ein
Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 27. April 1938, 3sp
28.04.1938
Das Urteil im Dammers-Prozeß
Der Angeklagte im Gerichtssaal verhaftet
15 Monate Gefängnis und 9000 Mark Geldstrafe für schwere Untreue
[…] Dieses teils aktive, teils passive Verhalten bedeute Untreue, da er als Prokurist verpflichtet war, das Vermögen der Firma nach bestem Wissen und Gewissen zu verwalten. […] Auch wenn der Angeklagte nichts von diesen 15.000 Mark selbst eingesteckt haben würde, so sei sein Verhalten doch Untreue, da er die Pflicht, die Vermögensinteressen der Firma zu schützen, verletzt und geschädigt habe. […] Er habe immer ein sehr gutes Einkommen gehabt, dazu auch noch erhebliche Nebeneinkünfte. Seine Verhältnisse in der Familie oder sonst seien außerdem keineswegs mißlich gewesen. Es hätte ihm nicht schwer fallen dürfen, nun auch ehrlich zu bleiben.
Aber er habe über seine Verhältnisse gelebt. Er habe spätestens mit den Unterschlagungen angefangen, als die Gehaltskürzungen einsetzten. Wieviel er dabei von Jahr zu Jahr veruntreut habe, sei nicht sicher festzustellen.
[halbfett] Geldgier und Großmannsucht seien die Triebfeder zu seinen Verfehlungen gewesen. Auf Kosten der Firma habe er sich nicht gescheut, sich zu bereichern, als es der Firma nur unter Verlusten möglich war, sich zu halten, als ein Arbeiter nach dem andern entlassen werden mußte. [Ende halbfett]
Noch beschämender für ihn sei es, daß er dieses Verfahren in erhöhtem Maße fortsetzte, als nach dem Umbruch die Beurteilung solcher Dinge noch schärfer war, wie er genau wußte. Der Angeklagte habe nicht nur das Vertrauen genossen, das der Chef seinem Prokuristen entgegenbringt, sondern auch ein volles Vertrauen in privaten Angelegenheiten. […]
[halbfett] Da in Anbetracht der hohen Strafe zu befürchten stehe, daß sich der Angeklagte der Strafvollstreckung entziehen werde, so wurde der Haftbefehl vom 26. September 1936 wieder in Kraft gesetzt. Der Angeklagte wurde im Gerichtssaal vom Fleck weg verhaftet und abgeführt. Er gab keine Erklärung zu dem Urteil ab. [Ende halbfett]
Westdeutscher Beobachter, Donnerstag, 28. April 1938, 2sp
09.07.1938
Zum Neubau der Firma N.J. Hannemann KG, Eisengießerei und Maschinenfabrik, Düren, Monschauer Straße 15-27, Fernsprecher 4791
Westdeutscher Beobachter, Samstag, 9. Juli 1938, Anzeigenteil, ganze Seite
09.07.1938
Ein altes Werk erhielt neues Gesicht
Rundgang durch ein bodenständiges Dürener Unternehmen – Die ganze Werksgemeinschaft nahm am Aufstieg teil
[=N.J. Hannemann]
Westdeutscher Beobachter, Samstag, 9. Juli 1938, 4sp m. 3 Fotos
12.12.1938
Handelsregistereintragungen
Veränderungen
6.12.1938, B 343: Firma Gebr. Hannemann & Cie, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Düren: Hermann Löwenstein, Düren, ist nicht mehr Geschäftsführer. Ludwig Aengeneyndt, Kaufmann und Fabrikant, Köln-Lindenthal, ist zum Geschäftsführer bestellt. Die Prokuren Dr. Hartwig Löwenherz und Dr. Wilhelm Kaufmann, Düren, sind erloschen.
Westdeutscher Beobachter, Montag, 12. Dezember 1938
1939
01.03.1939
Nachruf des Dürener Männergesangvereins 1877 e.V. auf Emil Hannemann, der am 26. Febr. 1939 gestorben ist.
Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 1. März 1939, Anzeigenteil
24.03.1939
Todesanzeige für Wilhelm Heinen
Betriebsführer und Gefolgschaft
der Firma Gebr. Hannemann & Cie. G.m.b.H.
Westdeutscher Beobachter, Freitag, 24. März 1939
1940
26.01.1940
Nachruf
Unerwartet verschied kurz vor Vollendung seiner 25jährigen Tätigkeit unser treues Gefolgschaftsmitglied
Herr Michael Bauchmüller
aus Gürzenich
....
Betriebsführer und Gefolgschaft der Firma
Gebr. Hannemann & Cie. GmbH Düren
Westdeutscher Beobachter, Freitag, 26. Januar 1940, Anzeigenteil
02.02.1940
kleine Anzeige (ca. 20 x 35 mm)
Kisten
jede Menge und Größe
kaufen Gebr. Hannemann & Co., Düren-Rölsdorf
Westdeutscher Beobachter, Freitag, 2. Februar 1940
13.04.1940
Handelsregistereintragungen
Neu-Eintragung
10.4.1940, A 1329: Hannemann & Broß, Düren. Offene Handelsgesellschaft seit 1.11.1939. Persönlich haftende Gesellschafter: 1. Heinrich Broß, 2. Wilhelm Hannemann, Ingenieure, Düren.
Westdeutscher Beobachter, Samstag, 13. April 1940, Anzeigenteil
1944
12.09.1944
Marianne arbeitete heute im Rüstungsbetrieb Hannemann Gebr., Rölsdorf. Siebenmal war Luftgefahr und jedes Mal mußte sie diese Zeit in einem Splittergraben verbingen.
Tagebuch Lambert Derichs, in: Domsta 1940-1947, S. 76
04.10.1944
Marianne seit Montag wieder bei Hannemann mit halber Tagesarbeit.
Tagebuch Lambert Derichs, in: Domsta 1940-1947, S. 85
17.11.1944
Meldung des Hauptmanns der Reserve W. Mockel über die Lage im Stadtteil Rölsdorf nach den Luftangriffen vom 16. November 1944
[…]
Es brannten die Fabrikgebäude der Fa. Gebr. Hannemann. […]
StAD B 360, in: Domsta 1940-1947, S. 149
1945
10.09.1945
Verzeichnis Dürener Firmen, die für Heer, Marine und Luftwaffe gearbeitet haben, angefordert vom Hauptquartier der Militärregierung, 10. September 1945. Alle Firmen sind als „teilzerstört“ bezeichnet.
[…]
Gebr. Hannemann G.m.b.H., Monschauer Straße Heer
StAD B 375, S. 491, in: Domsta 1940-1947, S. 96
1946
Ausländische Arbeiter in Dürener Industriebetrieben. Eigenangaben Dürener Firmen aufgrund einer 1946 von der Besatzungsbehörde durchgeführten Befragung
[…]
Gebr. Hannemann & Cie. 34 Franzosen [beschäftigt bis] Anfang Sept. 1944
StAD B 826, in: Domsta 1940-1947, S. 309
Else und Hermann Löwenstein waren die Besitzer der Rölsdorfer Fabrik „Hannemann & Co.“. 1938 wurde die Fabrik „zwangsarisiert“. […] Beide kamen in der Shoa ums Leben. […]
1896 versuchten zwei Brüder Hannemann ihr Patent zu fabrizieren, brauchten aber Geld, und sie baten meinen Großvater Abraham Löwenstein um Hilfe. Die Schwester der beiden war Kassiererin bei Löwenstein-Freudenberg. Das war die Verbindung zu unserer Familie.
Mein Vater Hermann wurde nach Düren zurückgerufen und wurde der Teilhaber der Firma Gebrüder Hannemann & Co. Die Fabrik erzeugte elektrotechnische Apparate, Installationsmaterialien, Eisen- und Metall-Gießerei und Hammerwerk. Die Fabrik war in Rölsdorf und hatte in späteren Jahren einen zweiten Betrieb vor Gürzenich. Vater Hermann kaufte später die Patente und zahlte die Brüder Hannemann aus.
1938 mußte die Fabrik an ein Parteimitglied verkauft werden und das Geld bei der Dürener Bank eingezahlt werden. – Das Geld war für uns gesperrt!! 30. Januar 1956 wurde die Rückerstattung durch die Wiedergutmachungskammer des Landgerichts Aachen geregelt.
Dann wurde Gebr. Hannemann verkauft, und wir drei Geschwister Löwenstein erbten zu gleichen Teilen. […]
Grete Kaufmann geb. Löwenstein, Brief vom 22.06.1987, in: Naor/Robrock, S. 158
Gebr. Hannemann & Cie.
Die Firma Gebr. Hannemann & Cie. wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von jüdischen Mitbürgern gegründet. Das Unternehmen betrieb eine Gießerei mit Modellschreinerei und Formerei an der Monschauer Straße, Ecke Buschstraße.
Ein Foto von 1934 anlässlich des 25jährigen Dienstjubiläums von Gottfried Stöckler zeigt die damalige Belegschaft. In der Mitte des Bildes sitzt rechts neben der Blumenschale Hermann Loewenstein, einer der Inhaber, und links daneben Gottfried Stöckler. Rechts neben dem Inhaber steht der kaufmännische Leiter Fraubenius mit „Vatermörder“ und rechts hinter ihm Johann Nett mit Schirmmütze. In der 1. Reihe von rechts steht der Meister Kleres und links neben ihm Leo Körtgen.
Das Foto von 1936 anlässlich des 40jährigen Jubiläums von Franz Scheer zeigt den Kollegen Timm in der Uniform der damaligen Machthaber. Die jüdischen Eigentümer waren enteignet [richtig: 1938]. Sie emigrierten nach Schweden, England und Amerika [nur die drei Töchter mit ihren Familien, die Eltern blieben hier]. Als die jüdischen Eigentümer vertrieben waren, wurden die Geschäfte durch die Herren Angeneit und Böhninger weitergeführt.
Nach dem Krieg führten die Herren Werner (ganz links auf dem Bild) und Stupp das Unternehmen treuhänderisch. Als die alten Eigentümer Loewenstein [richtig: Löwenherz], Simon, Dr. Kaufmann zurückgekommen waren, wurde das Unternehmen an die Dalex-Werke der Familie Niepenberg in Wissen an der Sieg verkauft.
Dieses Foto zeigt Josef Knipprath in der Gießerei am Kupolofen. Die Gießerei wurde schließlich im Laufe der 1970er Jahre stillgelegt und das Gelände in den 80er Jahren an die Baustoffhandlung Kilburg verkauft.
Knabel, Helmut, Gebr. Hannemann & Cie., in: Rölsdorfer Geschichte(n), Düren 2002, S. 305f.
Die Firma Gebr. Hannemann & Co., Rölsdorf
Aus dem Adressbuch von 1910 geht hervor, daß Abraham Löwenstein Teilhaber folgender Firmen ist:
1) Löwenstein-Freudenberg und
2) Gebr. Hannemann & Co.
Sein Sohn Hermann Löwenstein ist ebenfalls Teilhaber der Firma Gebr. Hannemann & Co., Düren-Rölsdorf, der damaligen Bürgermeisterei Birgel zugeordnet.
Aus dem Schreiben der Bürgermeisterei Birgel vom 17.5.1900 gehen folgende Daten aus den Anfängen der neuen Firmeninhaber Löwenstein hervor (Auszug):
Rölsdorf, den 17. Mai 1900
Brm. dem Herrn Amtsanwalt zu Düren zurückzusenden.
Der einzige Inhaber der Firma ist Abraham Löwenstein zu Düren, die Gebrüder Hannemann sind ausgetreten vor dem 10. Mai. Die Fabrik des Löwenstein ist nach §16 der Gewerbeordnung Conzessionirt. Die Conzessionsakten befinden sich auf dem Königlichen Landraths Amte. Löwenstein hat seine conzessionirte Fabrik wesentlich erweitert durch Herstellung eines Anbaus. In diesem Anbau läßt derselbe arbeiten. Dort werden Eisentheile hergestellt für Gasfabriken. In dem conzessionirten Theile der Fabrik geschieht dasselbe, auch ist eine Eisengießerei in demselben. Löwenstein hat die Conzession für den Anbau beantragt, das Verfahren schwebt noch, er läßt aber schon in dem Anbau arbeiten.
Dieses Schreiben war die Antwort auf eine Anfrage des Amtsanwaltes Valerius, der von der Bürgermeisterei Birgel prüfen ließ, ob durch den Anbau eine conzessionierungspflichtige Anlage entstanden war.
Die Maschinenfabrik und Eisengießerei Gebrüder Hannemann & Co. GmbH ging Anfang Mai 1900 in das Eigentum der Familie Abraham Löwenstein über. Der von den neuen Besitzern beantragte und durchgeführte Anbau läßt auf eine Expansion des Unternehmens schließen.
In einem Schreiben der Firma Gebr. Hannemann vom 20.9.1900, gerichtet an das Bürgermeister-Amt Birgel, heißt es dann:
… Die seitens des Kreisausschusses genehmigte Neu-Anlage ist fertiggestellt und wird am 28. ds. in Betrieb gesetzt, wovon wir Sie hiermit in Kenntnis setzen.
Hochachtungsvoll
ppa Gebr. Hannemann & Cie. GmbH
gez. Hermann Löwenstein
Der Sohn des Abraham Löwenstein, Hermann, unterzeichnet bereits im September 1900 mit ppa, hat also Prokura.
Am 25.10.1900 teilen die neuen Firmeninhaber Löwenstein bereits die Durchführung einer neuen Auflage der Verwaltung mit:
An das Bürgermeisterei-Amt Rölsdorf
Wir machen Ihnen hierdurch die Mitteilung, daß der Speise- & Waschraum für unsere Arbeiter fertiggestellt ist.
Hochachtungsvoll
ppa Gebr. Hannemann & Cie GmbH
gez. Hermann Löwenstein
Eine Mitteilung der Firma vom 11.1.1905, gerichtet an das Bürgermeisteramt Birgel, gibt Auskunft über die Zahl der damals Beschäftigten:
Wir beschäftigen in der Giesserei 23 Arbeiter, im ganzen Betrieb 82 Arbeiter. Wir stellen aus Roheisen Eisengusswaren zweiter Schmelzung her.
Hochachtungsvoll
Gebr. Hannemann & Co. GmbH
Hermann Löwenstein
Das ppa fällt in diesem Schreiben bereits fort, und man kann daraus folgern, daß Hermann Löwenstein alleinverantwortlich Vollmacht besitzt.
Durch den 1. Weltkrieg werden die wirtschaftlichen Verhältnisse schwieriger im Land. Mit diesen Schwierigkeiten hatte auch die Firma Hannemann zu kämpfen. Dieser Betrieb, der überwiegend Männer beschäftigte, gab vielen Familienvätern die Chance, ihre Familien zu ernähren. Viele junge Menschen aus Gürzenich, Düren, Rölsdorf und Lendersdorf erhielten dort eine Ausbildung für’s Leben.
Daß Betriebsklima und Sozialstruktur des Unternehmens in Ordnung waren, deuten einige Fotos an, die aus Anlaß von Arbeitsjubiläen entstanden sind.
Das erste Foto [siehe oben] zeigt, etwa 1934, zum 25jährigen Arbeitsjubiläum von Gottfried Stöckler die Belegschaft und die Geschäftsleitung [48 Personen]. Der Jubilar sitzt hinter einem Blumenkorb, neben ihm der Firmeninhaber Hermann Löwenstein. Hinter dem Jubilar steht Herr Dr. Kaufmann, der Brillenträger links vor [= von] Herrn Dr. Kaufmann ist Herr Dr. Löwenherz.
Das zweite Foto [51 Personen] [siehe oben], etwa 1936 aus Anlaß des 25jährigen Arbeitsjubiläums von Franz Scheer aus Lendersdorf entstanden, zeigt schon deutlich den nationalsozialistischen Einfluß im Betrieb. Der Jubilar Franz Scheer ist wieder hinter dem Blumenkorb plaziert, links von ihm sitzt der Firmeninhaber Hermann Löwenstein. Rechts von ihm macht sich der Kollege Timm, wie man ihn damals nannte, von der NS-Arbeitsfront mit einer dicken Zigarre breit, eine wahrhafte Verkörperung des „Herrenmenschen“. Es folgen nach rechts Dr. Kaufmann, der damalige Obmann Hans Nett und Dr. Löwenherz. Dr. Kaufmann und Dr. Löwenherz sind die Schwiegersöhne des Hermann Löwenstein. […]
Leider mußte die Eisengießerei aufgegeben werden, da der Markt für diesen Existenzzweig keine Überlebenschancen mehr bot. Manch bewundernswerte Ofenplatte oder manches Relief mit religiösem Motiv entstand unter den geschickten Händen der Sandformer und Eisengießer dieser Firma.
Müller, Regina, Um Heimat und Leben gebracht, Düren 1989, S. 107-109