01.01.1900

Philipp Gordon, Gürzenich 252, meldet, dass er die Metzgerei von seinem Vater Hermann Gordon übernommen hat. Ist unter 39 der Gewerbesteuerliste zu 28 Mark unter Klasse IV veranlagt.

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

18.08.1900

Moritz Herz, Lendersdorf 125, meldet, dass er die Metzgerei & den stehenden Viehhandel von seinem Schwiegervater Abraham Fromm, Lendersdorf, übernommen hat. Pro 1900 in Klasse IV zu 20 M. Gewerbesteuer veranlagt. [Ergänzende Eintragungen:] Witwe & Söhne ab 1/10.1930 (Albert u. Hermann). Albert & Hermann ab 9./7.36. Hermann am 1.10.38 ausgeschieden, abgemeldet am 28.11.38, eingestellt.

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

28.08.1900

Math. Josef Hirtz, Gürzenich 353, meldet ein Gewerbe als Agent eines Weinversandgeschäftes an.

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

24.09.1900

Math. Josef Hirtz, Gürzenich 353, meldet ein Gewerbe als Agent der Schwedter Versicherungsgesellschaft an.

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

21.10.1900

Düren (Rheinland). Sonntag den 21. d. M. hielt Herr cand. med. Ullmann einen Vortrag über Zionismus, dem fast die ganze jüdische Gemeinde beiwohnte. Es war dies der erste zionistische Vortrag in hiesiger Stadt. Derselbe fand vielen Beifall und in der Discussion trat als einziger Gegner des Zionismus der Herr Rabbiner hervor. Als praktischer Erfolg der Versammlung ist der Beitritt einiger Anwesender zur zionistischen Vereinigung für Deutschland zu verzeichnen. Dr. L.

Die Welt, Nr. 44/1900, S. 9

14.12.1900

Korrespondenzen und Nachrichten
Deutschland
[…] Aus den auswärtigen Litteraturvereinen [d.i. Verein für jüdische Geschichte und Litteratur] wird uns berichtet: […] in Bonn (sprach) Dr. Julius Loewenstein=Düren über “Schopenhauer und das Judenthum”; […]

Der Gemeindebote, 4. Jg. Nr. 50 v. 14.12.1900. Beilage zur Allg. Zeitung des Judentums, 64. Jg. 1900, H. 50 (14.12.1900)

15.12.1900

Witwe Philipp Jacobs, Rölsdorf 170, meldet den Kleinhandel mit Kurzwaren an.

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

1901

Dann brach durch Funkenflug ein Großbrand aus, dem die Häuser von Moritz Herz, Franz Krudewig und Friedr. Reins zum Opfer fielen; das Feuer, das mit großer Schnelligkeit um sich griff, bedrohte auch die in der Nähe liegenden Anwesen. […]

Festschrift 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Lendersdorf-Krauthausen, S. 23

12.05.1901

[Gestaltete Anzeige 2sp.]
Synagogengemeinde Düren.
An der einklassigen öffentlichen Volksschule hiesiger Gemeinde ist die
Elementarlehrer-Stelle
spätestens zum 1. September cr. zu besetzen.
Die Stelle, mit welcher das Cantorat und der Cultusdienst organisch verbunden sind, ist wie folgt dotirt: Grundgehalt 1350 M., Alterszulage 160 M., freie Wohnung oder entsprechende Entschädigung. Der Cultusdienst wird nach Uebereinkommen extra fest honorirt. Nebeneinkommen nicht unerheblich.
Bewerber, welche über gute Stimmmmittel verfügen, ausreichende Befähigung zur Leitung eines gemischten Chors besitzen und homiletische Vorträge zu halten im Stande sind, wollen sich unter Beifügung ihrer Seminar- und sonstigen Zeugnisse und eines Curriculum vitae spätestens bis zum20. Juni c. bei dem Unterzeichneten schriftlich melden.
Düren, Rhld., den 12. Mai 1901.
Vorstand der Synagogengemeinde Düren
Alexander Bendix
Vorsitzender und Local-Schulinspector.

Allg. Zeitung des Judentums, 65. Jg. 1901, H. 21 (24.05.1901)

28.07.1901

Düren, 28. Juli. Herr Moritz Friedlaender, Lehrer der hiesigen israelitischen Schule, verläßt Ende dieses Monats nach siebenjähriger Wirksamkeit unsere Stadt, um mit dem 1. August in Danzig die Stellung eines Chordirigenten und Religionslehrers bei der dortigen israelitischen Gemeinde anzutreten. Die Thätigkeit des Herrn Friedlaender in Schule und Gemeinde war anerkanntermaßen so ersprießlich und erfolggekrönt, auch hat er es verstanden, durch ein ebenso ungesucht würdiges wie anspruchsloses Auftreten sich die volle Achtung aller seiner Herren Kollegen in einem Maße zu erringen und zu erhalten, daß man sein Weggehen von hier nur beklagen kann. Es ehrt deshalb die Betheiligten in gleicher Weise, daß die hiesigen Herren Volksschullehrer ihrem scheidenden Kollegen am 17. d. M. im Saale des Drei-Kaiser-Hotels eine dem Wunsche und Sinne des Herrn Friedlaender entsprechende bescheidene Abschiedsfeier veranstalteten. Zu dem einträchtigen Verhältniß, das die hiesige Lehrerschaft verbindet, und das gestern wieder einmal in die äußere Erscheinung trat, hat auch Herr Friedlaender, seinem Namen Ehre machend, das seinige beigetragen, und deswegen begleiten ihn in den neuen Wirkungskreis die besten Wünsche seiner Herren Kollegen.

[Möglicher Weise ist M. Friedlaender Hg. der 2. Auflage von: "Treu, A.: Selke. Ein Mortara des 16. Jahrhunderts. Zweite Auflage. Brilon 1901. M. Friedlaender", vgl. Rezension dazu in der gleichen Quelle. A. Treu stammte vielleicht aus Drove, vgl. dazu: Franz J. Brandenburg: Abraham Treu: Selke. Ein Mortara des sechzehnten Jahrhunderts, in: Jahrbuch des Kreises Düren 2011, S. 81-90]

Allgemeine Zeitung des Judenthums, Heft 31 v. 2. August 1901, S. 3

23.08.1901

[Kleinanzeige]
Die hiesige israelitische
Lehrer- und Kantorstelle
ist wegen Berufung des jetzigen Lehrers nach Düren z. 1. Oktober neu zu besetzen.
Gehalt 1200 eventl. 1500 Mk. nebst schöner Dienstwohnung und Garten. Nebeneinkünfte nicht unerheblich. Bewerbungen sind zu richten an
Den Vorstand
der isr. Synagogen-Gemeinde
zu Peckelsheim (Prov. Westf.).

Allg. Zeitung des Judentums, 65. Jg. 1901, H. 34 (23.08.1901)

09.11.1901

Joseph Gordon, Gürzenich 174, meldet eine Metzgerei als Gewerbe an.
[Ergänzende Eintragungen:] [174 durchgestrichen, ersetzt durch] 252.
[Frei nach § 7 des Gesetzes durchgestrichen, ersetzt durch] Anlage & Betriebskapital 4000 M Gewinn 3000 M, [als Fußnote] Gordon schlachtet wöchentlich 3 bis 4 Stück Großvieh mit 1200 ? Schlachtgewicht. Verkauft 5 Pfg. pro Pfung ist rund 3000 M pro Jahr.
[Name durchgestrichen] eingestellt

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

1902

Es folgten weitere Brände bei Jak. Roer, […]
[Zeitangabe nicht überprüfbar]

Festschrift 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Lendersdorf-Krauthausen, S. 23

15.07.1902

Jakob Jacobs, Gürzenich 77, meldet einen Kleinhandel mit Haushaltungsartikeln an.

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

1903

05.02.1903

Sigmund Gompertz, Gürzenich 65, meldet ein Manufakturwarengeschäft an.

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

13.02.1903

Von Nah und Fern
[…] In Düren ist am 13. v. M. der Jubilarvorsteher der Synagogengemeinde Moses Leven hochbetagt gestorben. […]

Allg. Zeitung des Judentums, 67. Jg. 1903, H. 10 (06.03.1903)

24.02.1903

Die Brandkatastrophe in Hürtgen.
[…]
Herr Bürgermeister Klotz schlägt, nachdem die Verhältnisse durch die Besprechung genügend geklärt sind, die Wahl zweier Kommissionen vor, […] und eine Kommission, welche die eingehenden Geldspenden zu sammeln und einen diesbezüglichen Aufruf an die Öffentlichkeit erlassen soll. […] In die erstere Kommission werden gewählt […], in die letztere die Herren […] A. Bendix […]

Dürener Volkszeitung Nr. 43, Montag, den 24. Februar 1903

25.02.1903

Bekanntmachung [der Spenden für Hürtgen]
[…]
Von Herrn Leonh. Tietz Mark 100,- […]
Von Herrn Abraham Löwenstein M. 20,- […]

Zeitungsbericht, s. Unterlagen FF Düren

03.03.1903

Bekanntmachung [der Spenden für Hürtgen]
[…]
14.  Von einer Sammlung in der israelitischen Gemeinde
durch Herrn Bendix und zwar:
Von Herrn Moritz Adam Mk. 2,?
 „ „ A. Arensberg  „ 0,?
 „ „ B. Bellerstein  „ 20,?
 „ „ A. Bendix  „ 20,?
 „ Frau Witwe B. Cahn  „ 10,?
 „ Herrn Jacob Falk  „ 10,?
 „ „ Eman. Falk  „ 5,?
 „ „ Salli Goldschmidt  „ 5,?
 „ „ R. Grodtczinski  „ 2,?
 „ „ Emanuel Heymann  „ 5,?
 „ „ Hch Hermanns   „ 10,?
 „ „ A. Kaa?ck  „ 3,?
 „ Seidenhaus Cohn  „ 5,?
 „ Frau Wwe. Herm. Lenz und Vater  „ 10,?
 „ Herrn Dr. Littaur  „ 10,?
 „ „ Jacob Lichtenstein  „ 1,?
 „ „ Leopold Lion  „ 10,?
 „ „ David Mayer  „ 20,?
 „ „ M. Oppenheim  „ 3,?
 „ „ Andr. Schweitzer  „ 1,?
 „ „ Alphons Ullmann  „ 5,?
 „ „ Moses Berg  „ 3,?
 „ „ S. Hartoch  „ 10,?
 „ „ S. Leiser  „ 1,?
 „ „ Bellerstein & Mayer  „ 20,?
 „ Ungenannt  „ 3,?
 „ Herrn San=R. Dr. Osterreich[!]  „ 10,?
Zusammen  Mk. 204,?
[…]

Zeitungsbericht, s. Unterlagen FF Düren

01.07.1903

Jakob Fromm, Gürzenich 90, meldet einen stehenden Viehhandel als neues Gewerbe an.
[Ergänzende Eintragungen:] Inh. Emil Fromm ab 27./4.32.
[Alle Eintragungen durchgestrichen] eingestellt 22./10.34

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

05.07.1903

Vergantung.
Die hiesige Synagoge mit Wohnhaus und Stall soll auf Abbruch an den Meistbietenden vergeben werden. Reflektanten wollen ihre Offerte mit Aufschrift "Submission auf Synagogen-Abbruch" bis zum 20. ds. Mts. an den Unterzeichneten portofrei einsenden.
Gürzenich, den 5. Juli 1903.
Der Vorsteher der Israelit. Gemeinde:
Isaak Fromm

Zeitungsanzeige unbek. Provenienz, Slg. Schnitzler

25.09.1903

Von Nah und Fern
[…] Dem Sanitätsrat Dr. Oesterreich in Düren hat die Berliner medizinische Fakultät zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum das Diplom in ehrenvoller Weise erneuert. Der Jubilar übt seit 1855 die ärztliche Praxis aus. […]

Allg. Zeitung des Judentums, 67. Jg. 1903, H. 39 (25.09.1903)

30.10.1903

Gürzenich, 29. Okt. Heute morgen gegen 10 Uhr entstand in der Stallung des Viehhändlers F. Feuer, welches in den Heu- und Strohvorräten reiche Nahrung fand und das nebenanliegende Wohnhaus stark gefährdete. Den Spritzenmannschaften gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Die Gebäulichkeiten waren versichert, die Heu- und Strohvorräte jedoch nicht.

Zeitungsartikel unbekannter Provenienz, Unterlagen Feuerwehr Gürzenich

1904

12.01.1904

Geschwister (Jeanette, Helena & Julia) Fromm, Gürzenich 241, melden die Übernahme der Metzgerei von ihrer Mutter Witwe Andreas Fromm. Die p Fromm ist per 1903 sub No 37 der namentlichen ? zu 16 M,- in Klasse IV veranlagt.
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] eingestellt 12.28

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

06.09.1904

Jakob Fromm, Gürzenich 91, meldet eine Manufaktur- und Weißwarenhandlung als neues Gewerbe an. Anl. u. Betriebskapital 8000 Gewinn 5000 M..
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] eingestellt

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

19.09.1904

Ein großer Brand wütete vorgestern um die Mittagsstunde ... Lendersdorf. Anscheinend ist das Feuer im Wohnhause des ... elsmannes Herz ausgebrochen, dessen Wohngebäude mit Stallung ... niederbrannte; das Vieh konnte bis auf eine Kuh und eine Ziege (gerett)et werden. Auch das angebaute Anwesen des Ackerers Bongartz ...e vom Feuer ergriffen, doch gelang es dem energischen Eingreifen ... Spritzen, das Wohnhaus zu retten, während Stallung, Scheune ... vier Stück Rindvieh und zwei Schweine dem Feuer zum Opfer ... . Durch überspringende Funken teilte sich das Feuer dann auch ... dem gegenüberliegenden Wohnhause von Reitz mit, welches mit ... und gleichfalls niederbrannte.

Zeitungsbericht unbekannter Provenienz (teilweise Textverlust), s. Unterlagen FF Düren

18.11.1904

Seminarlehrer Abraham Treu
Von J. Nußbaum, Viersen.
Nun ruht er in seiner Ehrengruft, womit ihm die würdige jüdische Gemeinde Essen auch nach seinem Tode ihre Verehrung erwies. Der strömende Regen hielt seine Freunde nicht zurück, ihm noch einmal zu folgen, diesmal bis zum Grabe. Aber ihre Liebe, ihre Dankbarkeit, ihre Hochachtung nahm er mit ins schönere Jenseits. Daß Lehrer ihn zu Grabe trugen, war ganz nach seinem Sinn.
“Ein hohes Lied der Ideale, ein hohes Lied der Liebe zu den Kleinen, zu der jüdischen Schule” nannte Herr Rabbiner Dr. Samuel in seiner Grabrede das Leben des Verklärten. Das Wort Melanchthons auf Trotzendorf: “Wie Scipio zum Feldherrn, so ist Trotzendorf zum Schulmann geboren”, war auch auf Treu anwendbar. Was ihn zum Lehrer stempelte, das waren seine Menschenliebe und der Drang zur Menschenbeglückung. Die Ursache des Menschenelends lag seinen Augen offen; es war die Vernachlässigung der edlen Gottesgabe Vernunft, sowie der Reif, womit die Roheit und der finstere Fanatismus die Herzen der Menschen verdarben. Diesen Feinden des Menschengeschlechtes galt darum sein Kampf. Freudig folgte er der Fahne, die Pestalozzi liebestark in stürmischen Zeiten entrollte, und mit Diesterweg gehörte er zu den deutschen Bannerträgern Pestaolzzi’scher Ideale. Nicht kümmerten ihn die Schmähungen der Finsterlinge, nicht hinderten ihn die Unkenrufe der Rückwärtser. Siegesgewiß ging er seine Bahn, und er erlebte die Freude, daß unter den erwärmenden Strahlen des göttlichen Sonnenlichtes seine ausgestreuten Samenkörner aufgingen und fröhlich gediehen.
Als Jugendbildner begann er seine Laufbahn. In der Stadt rastlosen Fleißes, wo hartes Metall zu kunstvollen Gebilden umgewandelt wird, in Essen, bildete er die weichen Kinderherzen. Dann führte ihn sein Weg ins Land der roten Erde. Dabei versäumte er nicht, sich selbst am Born des Wissens zu stärken und für seinen Beruf zu vervollkommnen. Die Marks-Heinsdorff’sche Stiftung, das jüdische Seminar zu Münster, erkannte in ihm den geeigneten Mann als Bildner der Jugendbildner, als Erzieher der Erzieher. 40 Jahre wirkte er segensreich in Münster. Ein Anhänger Diesterwegs, mit dem er in Verbindung stand, und für dessen “Rheinische Blätter” er ein eifriger Mitarbeiter war, wußte er seine Schüler zu fesseln und anzuregen. Diesterwegs Grundsatz: “Die Bestimmung des Menschen ist die Selbsttätigkeit im Dienste des Wahren, Guten und Schönen” war auch sein Leitstern. Es war ihm nicht darum zu tun, die Köpfe seiner Schüler mit totem Wissen anzufüllen. Das Unterrichten soll nur ein Erregen sein, der Lehrer sei ein “Wecker der Volkskraft”. Begeisterung für ihren heiligen Beruf zu erwecken, sie, seine Schüler, zu Trägern seiner Ideale zu erziehen, darauf kam es ihm an, und – er hat es auch erreicht. Mit seinen Schülern, denen er Freund und [S. 561] Lehrer zugleich war, vereinigte ihn ein starkes Band der Sympathie und treuer Liebe. Er wollte ihnen nur ein Gleicher unter Gleichen sein.
Der Jugend und der Menschenbildung widmete er seine schriftstellerische Tätigkeit. Außer dem kleinen Schauspiel “Emma, oder der geflickte Taler”, einigen Sprachbüchern, sind besonders die beiden Jugendschriften “Graumantel” und “Selke”, ein Mortara des 16. Jahrhunderts, von bleibendem Werte. In fesselnder Weise erzählt er uns im “Selke” das Leben dieses Mortara. Wie gemütvoll und anheimelnd ist die Schilderung des jüdischen Lebens in Drovau (jetzt Drove bei Düren, Treus Geburtsort), der Vorbereitung zur Barmizwah, und dann die Beschreibung des Sturmes, den mittelalterlicher Fanatismus über die Drovauer Juden beschwört, in dessen Abgrund das Glück der Juden Drovaus versinkt. Selke im Kloster, sein Widerstand gegen den Bekehrungseifer der Mönche, seine Vernunft im Glauben, womit er seine Widersacher verblüfft und schlägt; sein geheimer Freund Nathan, den er im Kloster entdeckt, der sein Freund und Berater wird; die Flucht aus dem Kloster und sein weiteres Leben, das alles erzählt er mit tiefem Gemüt, in fließender Sprache. Wahrlich, ein Buch, das jedes jüdische Kind lesen soll, das in keiner jüdischen Schülerbibliothek fehlen dürfte.
Doch war sein Wirken nicht auf die Schule beschränkt. Seiner Anregung verdankt der westfälische Vogelschutzvrein seine Entstehung, den er mit Professor Karsch von der Münster’schen Akademie leitete. Eine Folge dieser Gründung war die Errichtung des zoologischen Gartens in Münster.
Aber hat der jüdische Lehrer nicht noch mehr Anspruch auf Hilfe als die lieben Vögelein, wenn er in Not gerät, wenn Krankheit und Alter die Niederlegung des Amtes verlangen, eine Versorgung durch eine Pension aber den wenigsten in Aussicht steht? Von diesen Gedanken durchdrungen, legte ein wackeres Dreigestirn, Gesinnungs- und Jugendgenossen Treus, entschlossen Hand ans Werk und gründete den Verein israelitischer Lehrer Rheinlands und von Westfalen nebst einer Unterstützungskasse. Die Mitbegründer sind die Herren Sanitätsrat Dr. Kronenberg=Höhscheid, Treus Schwager, und Professor Lefmann=Heidelberg, beide ehemalige Lehrer, jetzt Ehrenmitglieder des Vereins.
Treu war ein Lehrer, der unsere Reihen zierte, der uns würdig zu vertreten wußte. Als Diesterwegs Denkmal in Herdeke a. d. Ruhr enthüllt wurde, betraute man ihn mit der Ehre der Einweihungsrede. Auch mit dem bekannten Pädagogen Oberkonsistorialrat Natorp stand er in freundschaftlichen Beziehungen. Ein Neffe desselben, Justizrat Niemeyer in Essen, gab ihm das Geleit zum Grabe.
Noch harrt manches Goldkörnlein unter seinen hinterlassenen Handschriften der Hervorziehung ans Licht. Zweifellos bieten seine “Erinnerungen” viel des Interessanten, Erinnerungen, die wert sind, in unserer rasch lebenden und vergessenden Zeit gehört zu werden. Wir aber dürfen mit Stolz von ihm sagen: Er war ein wackerer Jude und Mensch.

Allg. Zeitung des Judentums, 68. Jg. 1904, H. 47 (18.11.1904), S. 560-561

02.12.1904

Sigismund Gompertz, Gürzenich 66, meldet ein Gewerbe als Agentur der Feuerversicherungs-Gesellschaft Viktoria Berlin an.
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] verzogen

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

17.12.1904

Hermann Fromm, Gürzenich 302, meldet einen stehenden Viehhandel als neues Gewerbe an.
[Ergänzende Eintragungen:] [Gesamter Eintrag ist waagerecht durchgestrichen, lfd. Nr. neu vergeben]

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

1905

20.07.1905

Auszug aus dem Revisionsprotokoll des Königlichen Kreisarztes, Medizinalrat Dr. Wex Düren, vom 29. Juli cr. J. No 1537 betr. Ortsbesichtigung in Mariaweiler am 20./7 05.
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Es fand sich zu erinnern:
Beim Metzger Jakob Keusch, Haus No 14. In dem ganzen Betriebe herrscht große Unsauberkeit, im Schlachtraum sind die Wände defekt und mit alten Blutspritzern bedeckt; in dem kürzlich ohne Erlaubnis errichteten Zerkleinerungsraum steht ein alter Holzkübel mit sog. Salzfleisch; letzteres ist mit höchst unsauberen Ziegelsteinen bedeckt. Die festen Abfälle, Pansen, Därme etc. liegen offen auf der Dungstätte umher. In dem Verkaufsladen findet sich kein Aushang der Polizei-Verordnung.
In Anbetracht des nicht unerheblichen Umfanges des Gewerbebetriebes – jährlich werden über 100 Stück Rindvieh geschlachtet – erachte ich durchgreifende Änderungen für erforderlich. [Folgen Einzelanweisungen]
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Zu J. No 2257
Birkesdorf, den 18. August 1905
An den Metzger Herrn
Jacob Keusch
zu
Mariaweiler
Bei der am 20. v. Mts in Mariaweiler durch den Königl. Kreisarzt Herrn Medicinalrat Dr. Wex in Düren stattgehabten Ortsbesichtigung hat sich zu erinnern gefunden, daß in dem ganzen Betriebe große Unsauberkeit herrscht; im Schlachtraum sind die Wände defekt und mit alten Blutspritzern bedeckt. In dem kürzlich ohne Bauerlaubnis errichteten zerkleinerungsraum steht ein alter Holzkübel mit sog. Salzfleisch. Letzteres ist mit höchst unsauberen Ziegelsteinen bedeckt. Die festen Abfälle, Pansen, Därme etc. liegen offen auf der Dungstätte umher. In dem Verkaufsladen befindet sich kein Aushang der Polizei-Verordnung vom 30. Oktober 1902.
In Anbetracht des nicht unerheblichen Umfanges des Gewerbebetriebes sind durchgreifende Änderungen unbedingt erforderlich. [Folgen Einzelanweisungen]
Auf Grund der §§ 7 u. 12 der vorgenannten Polizei-Verordnung werden Sie hierdurch aufgefordert, sämtliche Mängel innerhalb 14 Tagen 4 Wochen zu beseitigen. [...]
Für den Fall, daß Sie dieser Aufforderung in der gegebenen Frist nicht nachkommen, wird Ihnen nach Ablauf derselben die Weiterbenutzung des Schlachtraumes, überhaupt die Vornahme von Schlachtungen auf dem Grundstücke untersagt u. zwar bei Vermeidung einer Strafe von dreißig Mark, an deren Stelle im Unvermögensfalle eine entsprechende Haftstrafe tritt. [...]
Die Polizei-Verwaltung
Der Brgstr,
[Unterschrift]
Eine Ausfertigung obiger Verfüg. habe ich heute dem Metzger Herr Jacob Keusch ausgehändigt.
Mariaweiler, den 25. August 1905
Krieger
Polizei-Sergt.
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Der Bürgermeister
Birkesdorf, den 12./10.1905
JNo 2256 M 2 Aug
Gegen Rückgabe
an den Herrn Bürgermeisterei
diener Krieger
zu
Hoven
zur sofortigen Nachrevision, ob die Übelstände nunmehr beseitigt sind und Berichterstattung hierunter.
ect. 20./10. cr
Die Übelstände sind beseitigt.
Hoven, den 21ten Okotber 1905.
Krieger Bürgermeistereidiner [!]

Archiv der GW

20.01.1905

Moses Fromm, Rölsdorf 50, meldet eine Metzgerei und Viehhandel an. Die Metzgerei wird schon seit 3.1.1898 betrieben cfr. Nr. 73 des Anmelderegisters. Viehhandel neu begonnen. Anlage u. Betriebskapital 2000 M Gewinn 1800 M
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] abgemeldet 24./6.24

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

[02.05.1905]

So fand die Gründungsfeier in der Wirtschaft Franz Quadflieg (jetzige Wirtschaft Salesius Titz – Vereinslokal –) statt. Nach langem Hin und Her vollzog sich die langersehnte Gründung.
Dem Verein traten folgende Sportskameraden bei:
[…]
Roer Fritz
[…]
Nun schritt man zur Wahl des Vorstandes. Es muß hier erwähnt werden, daß man sich sehr schnell auf verschiedene alte Vorkämpfer einigte. Es wurden gewählt […] Zeugwart Fritz Roer, […] [1908 ist er nicht mehr im Vorstand].

Festschrift zum 25jährigen Bestehen verbunden mit Sportwoche vom 3.-11. Mai 1930 des F.C. Borussia 05 Rölsdorf

01.12.1905

Volkszählung: Die Stadt hat 29.771 Einwohner, 26.390 Katholiken, 3.096 Evangelische, 268 Juden

Geuenich, Straßennamen, S. 227

1906

28.07.1906

Aus dem „Gesetz“ betr. Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen
[…]
§ 40.
Für die Errichtung, Unterhaltung und Verwaltung der für jüdische Kinder bestimmten und mit jüdischen Lehrkräften zu besetzenden öffentlichen Volksschulen gelten bis auf weiteres die jetzt bestehenden Vorschriften mit der Maßgabe, daß der § 67 Nr. 3 des Gesetzes vom 23. Juli 1847 über die Verhältnisse der Juden (Gesetz-Samml. S. 263) für den ganzen Umfang der Monarchie zur Anwendung gelangt. Die zur Unterhaltung solcher Schulen Verpflichteten gelten als Schulverbände im Sinne dieses Gesetzes.

GS 1906 (S. 349-350), in: Lepper II, S. 971

12.10.1906

Von Nah und Fern
[…] In Gürzenich bei Köln wurde die neue Synagoge eingeweiht. […]

Allg. Zeitung des Judentums, 70. Jg. 1906, H. 41 (12.10.1906), S. 4

24.10.1906

Pier, 24. Okt. (Telegramm.) Heute früh 1/2 6 Uhr brach hier Feuer aus, welches fünf Scheunen mit reichen Frucht- und Strohvorräten nebst den dazu gehörigen Stallungen zerstörte und die Metzgerei von Moses Cahn beschädigte. Die Geschädigten sind: Ackerer Heinrich Hahn, Anton Loevenich, Peter Harren, Wwe. Morschel und Moses Cahn. […] Das Vieh konnte mit Ausnahme einiger Hühner, die verbrannten, gerettet werden. Der ziemlich bedeutende Schaden ist durch Versicherung gedeckt.

Zeitungsbericht unbekannter Provenienz, s. Unterlagen FF Düren

06.11.1906

Für die uns von allen Seiten so reich erwiesene Hülfe und Teilnahme bei dem uns betroffenen Brand-Unglück sprechen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank aus.
Familie S. Cahn
Pier, den 6. Nov. 1906

Zeitungsbericht unbekannter Provenienz, s. Unterlagen FF Düren

Die evangelische Kleinkinderschule wurde im Durchschnitt in den letzten Jahren von 120 Kindern besucht, hiervon waren 57 evangelisch, 57 katholisch, 6 Israeliten.

Geschichte der  Evangelischen Kleinkinderschule zu Düren, Düren 1906, S. 47

1907

Die Betgemeinde Hellenthal war inzwischen seit mehr als fünf Jahren ohne ständigen Religionslehrer. Ihr Vorstand hatte Ende des Jahres 1906 die Einstellung des Lehrers Hermann Spier aus Drove als Religionslehrer beschlossen. [LAD, Reg. Aachen, Nr. 17898] […] Zur beabsichtigten Einstellung des Religionslehrers Spier aus Drove, die der Vorstand der Betgemeinde Hellenthal Ende des Jahres 1905 [s.o., bch] thematisiert hatte, ist es dennoch gekommen. Spier war zwei Jahre in Hellenthal tätig und hat die Stelle im Sommer 1907 verlassen, um bei dem Infanterieregiment Nr. 65 in Köln als Rekrut einzutreten [Ebd.]. Er heiratete übrigens am 15. Januar 1909 (Standesamt Hellenthal) die Frieda Kaufmann, Tochter von Simon Kaufmann und Rosa Rothschild aus Blumenthal. Zu diesem Zeitpunkt wohnte er in Schlawe/Pommern.
Am 15. September 1907 wurde mit Genehmigung der Regierung der Nachfolger Michael Daniel zur Erteilung des Religionsunterrichts eingestellt. Er hatte zwar drei Jahre das israeli(ti)sche Lehrerseminar zu Köln besucht, jedoch die Prüfung nicht abgelegt. Die Regierung nennt ihn bei der Genehmigung seiner Einstellung am 11. Oktober 1907 ausdrücklich nicht “Religionslehrer” sondern “Vorbeter”. Michael Daniel war Sohn des Handelsmanns Karl Daniel und am 27. September 1882 in Drove bei Düren geboren. Von 1898 bis 1904 hatte er das jüdische Lehrerseminar besucht, um danach eine Stelle als Religionslehrer und Kantor in Zülpich anzunehmen. Wegen Einberufung zum Militärdienst war er nur ein Jahr in Zülpich geblieben. Der darauf folgende Militärdienst im Infanterieregiment Nr. 28 zu Koblenz-Lützel dauerte lediglich drei Monate, als er wegen Kurzsichtigkeit entlassen wurde. Nach der militärischen Entlassung nahm er eine Stelle als Religionslehrer und Kantor zu Falkenburg in Pommern an, die er bis Ende Juni 1907 inne hatte. Michael Daniel war mindestens bis 1911 in Hellenthal tätig [Ebd.]. Ihm und seiner Ehefrau Ida geborene Scheyer wurden in Hellenthal zwei Kinder (Sibilla Irma *1910 +1910 und Walther *1911 +1911) geboren (Standesamt Hellenthal).

Walter Hanf, Juden im oberen Hellenthal, S. 140ff.

12.01.1907

Witwe Samuel Fromm, Lendersdorf 133, meldet eine Metzgerei und stehenden Viehhandel als Gewerbe an. "Die Metzgerei wird schon mehr als 30 Jahre betrieben und ist für 1906 unter Nr. 20 der Gewerbesteuerrolle in Klasse IV zu 20 M veranlagt. Stehender Viehhandel neu begonnen."
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] eingestellt

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

09.06.1907

Abraham Fromm, Lendersdorf 133, meldet einen [durchgestrichen: Metzgerei und Viehhandel] Viehhandel als Gewerbe an. "Personenwechsel. Hat das Geschäft von seiner Mutter Nr. 251 d. V. der Ww Samuel Fromm, gestorben am 9.6.07, übernommen. Dieselbe ist in Klasse IV unter Nr. 20 der Rolle zu 20 M Gewerbesteuer veranlagt."
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] eingestellt

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

12.06.1907

Philipp Roer, Lendersdorf 98, meldet ein Manufakturwarengeschäft [durchgestrichen: und Makler] Nähmaschinen als neues Gewerbe an.
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] eingestellt

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

1908

C. Das jetzige Lehrerkollegium (1928/29)
[…]
Im Nebenamte:
Oppenheim, Lehrer an der isr. Volksschule Düren, isr. Religionslehrer seit 1.7.1908

Festschrift zur Hundertjahrfeier des Realgymnasiums mit Realschule in Düren, Düren 1928, S. 153

5. Die Schüler (1864-1928)
A. Ehemalige Schüler, die an der Schule ein Abschlußzeugnis erwarben, und Abiturienten
[…] Pollack Friedrich, Vettweis
[…] Fromm Sally, Düren […]

Festschrift zur Hundertjahrfeier des Realgymnasiums mit Realschule in Düren, Düren 1928, S. 160

08.01.1908

Isaak [durchgestrichen: Jakob] Fromm, Gürzenich 241 a, meldet einen stehenden Viehhandel als neues Gewerbe an. "Hat bisher Viehhandel mit Wandergewerbsschein betrieben."
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] abgemeldet 21.6.38

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

09.02.1908

Witwe Meyer Roer, Rölsdorf, meldet eine Metzgerei zum Gewerbe an. "Personenwechsel. Hat das Geschäft von ihrem am 18.2.1906 gestorbenen Ehemann übernommen. Derselbe war zur Gewerbesteuer nicht veranlagt."
[Ergänzende Eintragungen:] [Name durchgestrichen] jetzt Roer Eva?

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936

26.07.1909

Gebrüder [durchgestrichen: Isaak] (Isaak & Fritz) Roer, Rölsdorf 75, melden eine Metzgerei zum Gewerbe an. "Personenwechsel hat das Geschäft von der bisherigen Inhaberin der Witwe? Meyer Roer übernommen. Ww Roer ist gewerbesteuerfrei veranlagt nach § 7 des Gesetzes."

KrA 1134, Amt Birgel, Gewerbean- und -abmeldungen 1893-1936