Auf unsere Anfrage an alle Priester und Pfarrer in der Region, die die Jahre 1933-1945 im aktiven Dienst erlebt haben, ob sie uns von eigenen und fremden, ihnen bekannten, zu Ohren gekommenen Hilfeleistungen berichten können, erhalten wir sehr wenige Antworten. Eine dieser wenigen wird im folgenden dokumentiert:

Kerpen-Brüggen, den 15.9.1989
Sehr geehrter Confrater [gemeint ist der Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit],
soeben habe ich Zeit, Ihnen gleich zu antworten: Ich selbst hatte keine Gelegenheit, verfolgten Juden zu helfen. Aber ich möchte Sie hinweisen auf eine mir damals gut bekannte Gräfin (Maria) Stolberg zu Stolberg, etwa geb. 1910. Sie war aus Thüringen von Burg Stolberg in den Westen gekommen und hatte in (meiner Heimatstadt) Düren eine eigene Weberei begonnen in den ehemaligen Klosterräumen neben der Kapuzinerkirche auf dem Altenteich (damals Berufsschule).
Gräfin Stolberg hatte von 1940-44 längere Zeit eine Jüdin unter falschen Angaben bei sich aufgenommen – die aber wohl etwas verhaltensgestört war und zu unvorsichtig, so daß mit ihrer Entdeckung gerechnet werden mußte. Ihre (wahrlich kühne) Schirmfrau Gräfin Stolberg fragte mich – wohl 1944 –, ob ich die jüngere Frau eine Zeit bei mir auf dem Dorf Anrath bei Krefeld unterbringen könnte – was ich zusagte. Ich habe sie aber dann nicht mehr gesehen, sie kam nicht. Und die Gräfin blieb am 16.11.1944 unter den (20000?) Toten von Düren.
   Ihr Leonhard Meurer Pfr. i. R.

Kirschgens, S. 166

25.01.1940

Dürener Gerichtschronik
Jüdin Sara auf Hamsterfahrt
Mit Butter und „koscherem“ Speck wollte sie nach Köln

Westdeutscher Beobachter, Donnerstag, 25. Januar 1940, 2sp

26.01.1940

Nachruf
Unerwartet verschied kurz vor Vollendung seiner 25jährigen Tätigkeit unser treues Gefolgschaftsmitglied
Herr Michael Bauchmüller
aus Gürzenich
 ....
Betriebsführer und Gefolgschaft der Firma
Gebr. Hannemann & Cie. GmbH Düren

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 26. Januar 1940, Anzeigenteil

31.01.1940

Dürener Gerichtschronik
Frauen ohne genügend Ehrgefühl
Sie schenkten und verkauften einer hamsternden Jüdin

Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 31. Januar 1940, 2sp

02.02.1940

kleine Anzeige (ca. 20 x 35 mm)
Kisten
jede Menge und Größe
kaufen Gebr. Hannemann & Co., Düren-Rölsdorf

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 2. Februar 1940

13.04.1940

Handelsregistereintragungen
Neu-Eintragung
10.4.1940, A 1329: Hannemann & Broß, Düren. Offene Handelsgesellschaft seit 1.11.1939. Persönlich haftende Gesellschafter: 1. Heinrich Broß, 2. Wilhelm Hannemann, Ingenieure, Düren.

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 13. April 1940, Anzeigenteil

21.05.1940

Dienstag, 21. Mai 1940
Anzeigenteil
Am 31. Mai 1940, nachmittags 4.15 Uhr soll im Amtsgerichtsgebäude, Jesuitengasse 11, Zimmer 17, das nachbezeichnete Grundstück versteigert werden
Gemarkung Düren:
bebauter Hofraum, Alte Jülicher Straße 9, 2,32 ar
Düren, den 17. Mai 1940
Das Amtsgericht, Abt. 4

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 21. Mai 1940

02.07.1940

Dienstag, 2. Juli 1940
Anzeigenteil
Zwangsversteigerung
[von insgesamt 14 Grundstücken in Merken und Hoven]
Abzugebende Gebote bedürfen der Genehmigung durch den Landrat.

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 2. Juli 1940

04.07.1940

Entschließung des Bürgermeisters, 4. Juli 1940
„Der Ausgabenansatz […] Verpflegung und Fortschaffung von Polizeisträflingen und Obdachlosen – wird überplanmäßig von 800,- RM auf 1800,- RM erhöht“

07.08.1940

Neuigkeiten in Kürze
Dürener Gerichtschronik
Ein Jude läßt das Schieben nicht
[…]
Der Jude Leopold Israel Sassen, 60(?) Jahre alt, war in früherer Zeit Versicherungsvertreter. Da ihm auf diesem Gebiet der Weizen nicht mehr blühte, suchte er auf andere Weise Geld zu verdienen. […]

Westdeutscher Beobachter, Mittwoch, 7. August 1940

19.08.1940

Am 29.(?) August 1940, nachmittags 4.15 Uhr, soll im Amtsgerichtsgebäude, Jesuitengasse 11, Zimmer 17, das nachbezeichnete Grundstück versteigert werden:
Gemarkung Düren:
bebauter Hofraum, Kölnstraße 85 c, 2,89 Ar.
Düren, den 15. August 1940
Das Amtsgericht Abt. 4.(?)

Westdeutscher Beobachter, Montag, 19. August 1940, Anzeigenteil

14.09.1940

Zwischen Gettos und Elends-Katen
Deutscher Fortschritt im Generalgouvernement – Die Erfüllung einer geschichtlichen Mission
Von Dr. Herbert Wiegand

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 14. September 1940, ganze Seite m. 5 Fotos

26.10.1940

Anzeige ca. 20 x 16,5 cm
Achtung! Landwirte!
Wir veranstalten ab Sonntag vormittag, dem 27.10.1940, einen großen Verkauf bester
belgischer Arbeits- und Gebrauchspferde
sowie schwerer tragender Stuten; außerdem Auswahl in hiesigen Arbeitspferden
Pferdehandlung Haas
Düren, Moltkestraße 9-15 Telefon 3198
Leistungsfähiges und führendes Spezialunternehmen
Beste Referenzen der Landwirtschaft u. namhafter Großfirmen
—————-
Gleichzeitig unserer geschätzten Kundschaft sowie allen unseren Freunden zur gefl. Kenntnisnahme, daß wir für unser Vieh- und Pferdegeschäft das gesamte Anwesen der früheren
Pferdehandlung Leo Liffmann, Arnoldsweiler Str. 18(?)
erworben haben. – Die Eröffnung dortselbst findet nach erfolgter Renovierung statt.

Westdeutscher Beobachter, Samstag, 26. Oktober 1940, Anzeigenteil

14.11.1940

* Dachstuhlbrand. In der Gerstenmühle hatte sich in einer Wohnung in der Nacht zum Mittwoch aus einem Ofenrohrbrand ein kleiner Dachstuhlbrand entwickelt. Durch seine starke Hitze hatte das Rohr mehrere Balken in Brand gesetzt. Die Feuerwehr löschte in kurzer Zeit den Brand. Der angerichtete Schaden ist unbedeutend.

Dürener Zeitung?, 14.11.1940 [Sammlung Kaiser]

26.11.1940

Die Ausrottung des Judentums wird sich über ganz Europa erstrecken
[über eine Versammlung in Nideggen]

Westdeutscher Beobachter, Dienstag, 26. November 1940

29.11.1940

Zwangsversteigerung
Am 13. Dezember 1940, nachmittags 4.15 Uhr, soll im Amtsgerichtsgebäude Jesuitengasse 11, Zimmer 17, das nachbezeichnete Grundstück versteigert werden:
Gemarkung Düren
bebauter Hofraum und Hausgarten, Kölnstr. 72, 4,28 Ar.
Abzugebende Gebote bedürfen der vorherigen Genehmigung des Landratsamtes (§ 8, 16 der Verordnung über den Einsatz jüdischen Vermögens).
Düren, den 26. November 1940
Das Amtsgericht, Abt. 4

Westdeutscher Beobachter, Freitag, 29. November 1940, Anzeigenteil

20.12.1940

Tagung der Ratsherren, 20. Dezember 1940
Nichtöffentlich
11. Grundstücksangelegenheiten
f) „Die Stadtgemeinde Düren erwirbt von den Eheleuten Sally W[…] das […] Hausgrundstück […] Kämergasse 18 zum Preise von 7.000,— RM. Derselbe ist zahlbar unter Berücksichtigung der Devisenbestimmungen nach hypotheken- und lastenfreier Umschreibung im Grundbuch auf das vom Landesfinanzamt zu bestimmende Sperr-Konto […].“

[Dez.]

Abbruch der Lederfabrik und Leimsiederei Napp in Rölsdorf

Dürener Zeitung, 06.12.1940; Domsta/Krebs/Krobb, Zeittafel, S. 208