11.03.1942
Beginn der Transporte in das Generalgouvernement (Distrikt Lublin und Warschauer Ghetto). Die massenhaften „Judentransporte“ aus Deutschland, Österreich und aus dem „Protektorat“ in den Distrikt Lublin sind in der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit, zumindest unter dieser Ortsangabe, kaum noch gegenwärtig: Mehr als 45.000 Menschen wurden von März bis Juli 1942 aus dem „Großdeutschen Reich“ – mit Wien und dem „Protektorat“ – zu den Durchgangsghettos in einem Gebiet am östlichen Rand des Generalgouvernements sowie nach dem Warschauer Ghetto deportiert. Unter trostlosen Umständen warteten diese Menschen dort für einige Wochen oder Monate auf ihren Weitertransport zu den Gaskammern der „Aktion Reinhard“ vornehmlich in Belzec und Sobibor, aber auch in Treblinka. Insbesondere aus Theresienstadt wurden im Herbst 1942 nochmals fast 20.000 Menschen in das Generalgouvernement verschleppt und in Treblinka ermordet. […]
Konkrete Vorbereitungen zur weiteren Deportation der deutschen, österreichischen und tschechischen Juden setzten nach der „Wannsee-Konferenz“ vom 20. Januar 1942 ein. Im Protokoll der „Staatssekretärsbesprechung“ hatten Reinhard Heydrich und sein Referent Adolf Eichmann für das „Altreich“ noch eine Zahl von 131.800 Juden genannt. […]
Die von Eichmann in Berlin erwarteten statistischen Meldungen der einzelnen Staatspolizei(leit)stellen über die „noch im Reichsgebiet ansässigen Juden“ dürften bei seinem Referat bis Mitte Februar 1942 eingegangen und zusammengeführt worden sein. Eine solche Liste ist […] von der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf für ihren rheinischen Bezirk vom 9. Februar 1942 überliefert. […]
Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 137ff.
Folgende Menschen aus den Kreisen Düren und Jülich können als nach Izbica bzw. Sobibór* deportiert gelten, ohne dass bisher ihr genauer Transport ermittelt werden konnte:
Baum, Gustav *1876 Linnich
Baum, Johanna geb. Harf *1879 Dremmen
Baum, Ludwig *1878 Linnich
Coopmann, Doris *1923 Linnich
Coopmann, Jakob *1885 Linnich
Coopmann, Selma geb. Lichtenstein *1893 Waldenrath/Heinsberg
Daniel, Abraham *1877 Drove
Daniel, Alexander *1876 Drove
Daniel, Klara geb. Scheuer *1883 Sinzenich
Daniel, Rosa geb. Wolf *1878 Kelz
Goldstein, Adolf *1884 Bornheim
Goldstein, Henriette (Jetta) geb. Süskind *1881 Güsten
Gordon, Emilie *1898 Gürzenich
Gordon, Selma geb. Kaufmann  
Gottschalk, Fritz *1891 Linnich
Gottschalk, Gertrud geb. A(h)rndt *1896 Minden
Gottschalk, Hannelore *1925 Linnich
Gottschalk, Helmut *1923 Linnich
Gottschalk, Walter *1924 Linnich
Heimann, Bertha geb. Fromm *1902 Birkesdorf
Heimann, Ernst *1898 Werne
Heimann, Helmut *1935 Werne a.d. Lippe
Hermanns, Benjamin  Benno *1886 Nörvenich
Heumann, Gustav *1878 Körrenzig
Heumann, Leopold *1876 Körrenzig
Heumann, Paula geb. Alexander *1885 Leiffarth
Heumann, Thekla geb. Kaufmann *1883 Schiefbahn
Jacobs, Alma Johanna geb. Kaufmann *1890 Drove
Koppel, Emma geb. Levy *1877 Langerwehe
Kratz, Isabella geb. Ullmann *1879 Düren
Lachs, Hermann *1899 Hochkirchen
Lachs, Paula *1897 Hochkirchen
Leiser, Isidor *1890 Drove
Leiser, Selma *1895 Drove
Leiser, Sibilla geb. Vohs (Voss) *1884 Embken
Levenbach, Jeanette *1860 Jülich
Lichtenstein, Bertha geb. Mendel *1901 Drove
Lichtenstein, Carl *1897 Gey
Lichtenstein, Ella geb. Marx *1896 Weinsheim
Lichtenstein, Rudolph *1936 Birkesdorf
Loew, Henriette geb. Schweitzer *1884 Düren
Loew, Otto *1876 Düren
Loewenstein, Sophia A. *1922 Hohenlimburg
Markus, Irmgard *1926 Merken
Markus, Otto *1923 Merken
Mayer, Hermann  
Mayer, Rosa  
Meyer, Hildegard *1925 Gey
Meyer, Seligmann  Sally *1881 Gey
Natus, Ernst *1897 Lommersum
Roer, Amalia geb. Daniel *1884
Roer, Henny *1920 Untermaubach
Roer, Jonas *1877 Untermaubach
Roer, Rosa *1908 Embken
Schlächter, Emil *1886 Nideggen
Schlächter, Veronika *1928 Nideggen
Schönfeld, Alma geb. Stern *1889 Großkrotzenburg b. Hanau
Schönfeld, Arno(ld) *1930 Arnoldsweiler
Schönfeld, Moritz *1886 Arnoldsweiler
Schwarz, Else geb. Mayer *1907 Masburg
Schwarz, Erich *1910 Vettweiß
Schwarz, Ingeborg *1931 Düren
Schwarz, Josef *1899 Eggersheim
Schwarz, Josefine geb. Lichtenstein *1900 Geilenkirchen
Vassen, Emil *1905 Düren
Vassen, Sibilla Berta geb. Fröhlich *1868 Friesheim
Voss, Emil *1878 Flohnheim
*Mit den Izbica-Transporten werden auch jene deportiert worden sein, deren Deportationsziel mit Lublin, Majdanek, Piaski, Trawniki, Zamosc angegeben ist
 
21.03.1942 [Izbica]
Am 21. [März 1942] Abtransport der Juden, Männer, Frauen und Kinder, nach dem Osten. Jeder durfte 40 Pfund Gepäck und 50 RM Geld mitnehmen. Ein trauriges Bild! Der Eisenbahnzug fuhr bis Minsk[?]. Die ganz alten Personen durften in der Heimat bleiben.
Tagebuch Lambert Derichs, in: Domsta, Düren 1940-1947, S. 299
Abtransport der Juden nach dem Osten. Jeder durfte 20 Kilo Gepäck und 50 RM Geld mitnehmen. Die ganz alten Personen durften zunächst in der Heimat bleiben, wurden aber später ebenfalls deportiert.
Domsta, Düren 1940-1947, S. 408 A. 28; Domsta/Krebs/Krobb, Zeittafel, S. 210
Nach dem Stand vom 4. März 1942 waren zuerst der Zug „Da 9“ von Koblenz-Lützel (dieser fuhr am 30. April 1942 ab) und der Zug „Da 17“ von Aachen Hbf nach „Trawniki“ geplant. Sie sollten beide erst „auf besondere Anordnung“ verkehren, wenn geeignete „Russenzüge“ im Reich eingetroffen waren. Von der Reichsbahn wurde der zuletzt genannte Zug seit dem 19. März 1942 unter der Nummer „Da 17“ mit dem Abgangsort Aachen und dem Fahrtziel Izbica im Distrikt Lublin geführt.
Die Beladung des Zuges vom 22. März 1942 wurde von der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf organisiert. In ihm befanden sich neben 337 Juden aus Koblenz – darunter etwa 100 jüdische Insassen der Heilanstalten in Bendorf-Sayn bei Koblenz – noch Personen aus weiteren rheinischen Städten, zum Beispiel aus Düren. Mindestens 16 Juden (vermutlich weitaus mehr) kamen aus Aachen; dort wurden die abgemeldeten Juden mit der Angabe „25. März 1942“ aus dem Melderegister gestrichen. Die Insassen des Zuges wurden nach ihrer Ankunft in Izbica als „Transport III“ registriert; sie konnten eine Zeit lang durch Postkarten mit ihren noch nicht deportierten Angehörigen in Verbindung stehen.
Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 184 mit Quellenbezügen auf Naor
In diesem Transport befanden sich aus den Kreisen Düren und Jülich u.a.:
Arensberg, Bernhard *1894 Flamersheim
Arensberg, Kurt *1925 Kelz
Arensberg, Paula geb. Wolf *1898 Kelz
David, Frieda (Regina Friederica) geb. Elkan *1886 Aldenhoven
[Dieterici, Helene]
Höxter, Anneliese geb. Latte *1908 Mannheim
Höxter, Hedwig geb. Katz *1892 Wehrheim
Höxter, Levy *1888 Schweinsberg
Kreuzer, Martha
Kreuzer, Willi
Mendel, Alfred *1911 Jülich
Meyer, Emilie
Wolf, Leo *1887 Kelz
 
13.04.1942
Vermutlich gehörte dieser Transport [aus Breslau] zu den ersten Zügen aus dem Deutschen Reich, die in Lublin zu einer geeigneten Eisenbahnrampe rangiert wurden, um dort die „Selektion“ arbeitsfähiger junger Männer für das im Aufbau befindliche „Kriegsgefangenenlager Majdanek der Waffen-SS“ vorzunehmen.
Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 193
 
15.04.1942
Anhand der Postkartenkopie war meine Mutter schon am 15.4.1942 in Izbica […].
Postkarte von Emilie Meyer aus Izbica an ihre Schwester
Emilie Meyer
Izbica/Wieprz, Kreis Krasnystaw
Distrikt Lublin
General Gouvernement
Transport III - Nr. I/3
per Adresse Ältestenrat der Juden

Liebe Schwester! Wir kamen wohlbehalten hier an. Ich hoffe, daß es Dir und allen Lieben gut geht. Schicke mir bitte Geld und Lebensmittel. Gieb meine Adresse Lieschen und Settchen. Dir und allen Lieben herzliche Grüße
Emilie
Brief von Paul Meyer, in: Naor/Robrock, S. 149f.
 
22.04.1942 [Düsseldorf-Izbica]
Der Transport mit dem Sonderzug „Da 52“ war von der örtlichen Gestapo bereits seit dem 17. März 1942 im Geheimen vorbereitet worden. Der Zug war ursprünglich mit dem Fahrtziel „Trawniki“ bestellt worden, doch änderte man den Fahrplan noch vor seiner Abfahrt auf Izbica ab. Seine Insassen kamen ausschließlich aus dem Bezirk der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf […]
In den Transport [von Düsseldorf nach Izbica] wurden […] wohl etwa 70 Personen aus Aachen einbezogen. Aus Aachen wurden zahlreiche Alte und Kranke aus dem Israelitischen Altenheim mit diesem Transport verschleppt.
Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 195
Sie, wie die anderen Glaubensgefährten aus Aachen, wurden bereits am 3., am 13. und am 15. April in Sammellager eingewiesen, um mit dem von der Reichsbahn in Düsseldorf-Derendorf zur Verfügung gestellten Sonderzug D A 52 den Weg in das Vernichtungslager im besetzten Polen anzutreten.
Lepper I, S. 136
In diesem Transport befanden sich aus den Kreisen Düren und Jülich u.a.:
Bondy, Dagobert *1876 Duisburg
Elkan, Siegmund *1887 Setterich
Gordon, Adele geb. Hirsch verw. Lachs *1878 Gindorf
Gordon, Philipp *1879 Köln-Deutz
Heymann, Anna geb. Buchholz *1895 Detmold
Heymann, Edith *1925 Rheydt
Heymann, Max *1887 Aldenhoven
Heymann, Walter *1923 Rheydt
Mendel, Karola *1892 Linnich
Nathan, Henriette geb. Schlächter *1883 Nideggen
Schlächter, Bertha *1881 Nideggen
Schnitzler, Betty *1896 Müntz
Strauss, Oskar *1895 Rödingen
Wistinetzki, Hermann *1876 Thalheim
Schwarz, Berta
Lepper II, S. 1673ff.; Gedenkbuch 2006
 
27.05.1942
Am genannten Stichtag [27.05.1942] teilte zum Beispiel die Staatspolizeileitstelle Düsseldorf dem RSHA mit, dass aus ihrem Bezirk noch 154 Juden nach dem Osten sowie 1735 Juden nach Theresienstadt abgeschoben werden könnten. […]
Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 178
 
Juni 1942
Spätestens seit Anfang Juni 1942 wurden einzelne Transporte aus dem Reich nicht mehr oder nur noch für kurze Zeit in „Transitghettos“ des Generalgouvernements eingewiesen, sondern kamen – zumeist nach einem kürzeren Aufenthalt in Lublin zur „Selektion“ von Zwangsarbeitern für das Lager Majdanek – sofort in das Vernichtungslager Sobibor […].
Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 180
 
15.06.1942 [Koblenz/Köln/Düsseldorf - Lublin/Majdanek/Sobibór]
Nachdem die Ergebnisse der Rundfrage Eichmanns vom 21. Mai 1942 von sämtlichen Gestapo(leit)stellen gegen Ende Mai 1942 im RSHA vorlagen, wurde während der Schlussphase der Transporte in den Distrikt Lublin auch ein letzter Transport aus dem Rheinland mit dem Fahrtziel Izbica detailliert geplant. An der Aufstellung des Fahrplans zum Sonderzug „Da 22“ von Koblenz-Lützel waren […] unter anderem Eisenbahner der Reichsbahndirektionen Köln […] beteiligt.
Das Wagenmaterial zu diesem Transport ab Koblenz war keinem „Russenzug“ entnommen worden, sondern sollte eigens aus 15 Personenwagen und 9 Güterwagen zusammengestellt werden. Letztere wurden am 14. Juni 1942 auf dem Bahnhof Bendorf-Sayn mit ungefähr 250 liegenden Patienten der Heilanstalt sowie mit etwa 80 Bediensteten (Krankenschwestern und Ärzten) beladen. Der Sonderzug verließ Koblenz-Lützel am 15. Juni 1942 um 0.00 Uhr und wurde anschließend mit Menschen aus weiteren Staatspolizeibezirken an Rhein und Ruhr gefüllt: Er beförderte außerdem 318 Juden aus dem Staatspolizeistellenbezirk Köln – zum Beispiel aus dem Lager Much und aus Bonn – sowie 143 alte Juden und einen „Krankenbehandler“ (Arzt) [=Dr. Karl Leven] aus Aachen, die zuvor in einem Regelzug nach Köln gebracht worden waren. […]
Die für diesen Transport in der Literatur mitunter genannte Stärke von 1066 Menschen war eine zunächst geplante Sollzahl. Die „Abgangsmeldung“ der Düsseldorfer Gestapo vom 15. Juni 1942 nennt eine Zahl von 1003 Zuginsassen. Am selben Tag fuhr vom Sammellager in Köln-Deutz bereits der erste Transport mit 963 älteren Juden aus dem Rheinland – der fünfte Kölner Transport – nach Theresienstadt ab.
Nach der „Selektion“ auf einem Nebengleis in Lublin wurden zunächst etwa 100 Männer aus dem Transport „Da 22“ in das Lager Majdanek gebracht. Vermutlich wurde der Zug anschließend direkt nach Sobibor geleitet, ohne zuvor noch das Durchgangsghetto von Izbica zu berühren. […]
Die Fahrt des Zuges „Da 22“ aus dem Rheinland am 15. Juni 1942 markiert im Allgemeinen das Ende der „dritten Deportationswelle“, weil die Reichsbahn auf Verlangen der Wehrmacht vom 15. Juni bis etwa zum 10. Juli 1942 eine Annahmesperre für zivile Sonderzüge verhängt hatte, zu denen auch die „Judentransporte“ zählten. Grund dafür war die Offensive des Heeres im Südabschnitt der Ostfront.
Gottwaldt / Schulle, Judendeportationen, S. 217ff.
In diesem Transport befanden sich aus den Kreisen Düren und Jülich u.a.:
Daniel, Michael *1882 Drove
Leven, Else geb. Samuel *1908 Köln
Leven, Hans Hermann *1933 Düren
Leven, Jona *1942 Köln
Leven, Dr. Karl *1895 Düren
Leven, Mirjam Scharlotte *1935 Düren
Levy, Berta *1883 Langerwehe
Mayer, Rosetta geb. Elkan; verw.? Herzberg *1885 Aldenhoven
Mendel, Karl *1889 Tetz
Schönfeld, Erna *1888 Embken
Schwarz, Leopold *1916 Embken
Schweitzer, Paula geb. Marx *1884 Siegburg
Stern, Paul *1884 Dülken
Wolf (Wolff) Hedwig geb. Lion *1891 Düren

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