17.08.1945
Dortmund 17. Aug. 45
[Eingangsstempel: 23. Aug. 1945]
An den Oberbürgermeister
der Stadt Düren Rhld.
Ich bin Jüdin, war 3 Jahre im K.Z. und gehöre zu den wenigen Überlebenden. Ich suche einen Dürener Einwohner: Willi Hühnerbein*, soweit ich mich entsinne, von Beruf: Sprengmeister. Der Genannte war 1943-44 auf einem Außenkommando, zu dem wir geführt wurden, Feldwebel, und zwar bei dem Heeres-Feldzeugpark in Riga (Lettland). Ich fühle mich verpflichtet, ihm meine Dankbarkeit zu zeigen, da er sich, unbekümmert der etwa daraus für ihn entstehenden Folgen, ständig bemühte, uns das schwere Los in etwa zu erleichtern.
Ich bitte daher höflich um Ihre gefällige Rückantwort, ob der Betreffende sich wieder in Düren eingefunden und bitte weiter, mir für diesen Fall seine Adresse mitzuteilen, damit ich mich mit ihm in Verbindung setzen kann.
Hochachtend!
Frau Else Isaak
Dortmund
Felkestr. 26 I
*Anmerkung des Hg.: Vermutlich ist der 1898 in Düren geborene Wilhelm Hünerbein gemeint, von Beruf Schachtmeister. Am 2. Dezember 1949 kam er aus russischer Gefangenschaft nach Düren zurück. [StAD, Einwohnerkartei bis 1978]
StAD, B 379, sub I; Domsta, Düren 1940-1947, S. 301
20. August 1945
Aufruf für die politischen Opfer der Naziherrschaft des Kreises Düren
Nach sechsjähriger Willkürherrschaft haben die Nazi-Verbrecher den bisher furchtbarsten aller Kriege heraufbeschworen, der das deutsche Volk nach sechs weiteren Jahren der Opfer und Entbehrungen an den Rand des Abgrundes brachte. Schwere Schäden an Blut u. Gut sind zu beklagen; doch sind diejenigen Männer, Frauen und Kinder am schwersten betroffen, die den Mut aufbrachten, sich gegen den Terror der Nazi-Verbrecher aufzulehnen.
Nur wenige dieser Standhaften haben die furchtbaren Mißhandlungen und Entbehrungen in den Konzentrationslagern und Zuchthäusern überlebt und sind nach dem Zusammenbruch zu uns zurückgekehrt; sie bedürfen unserer gemeinschaftlichen Hilfe.
Kreis- und Stadtverwaltung können über den Rahmen des Wohlfahrtssatzes hinaus kein Geld an die bedürftigen Opfer zahlen.
Wir rufen daher die Bevölkerung des Kreises Düren auf, ihren Beitrag für die politischen Opfer der Naziherrschaft zu leisten.
Geldspenden können bei der Kreissparkasse Düren und deren Zweigstellen, sowie bei der Stadtsparkasse Düren eingezahlt werden.
Zahlungen können auch erfolgen an die Fürsorgestelle für die politischen Opfer der Naziherrschaft, Düren, Hoeschplatz Nr. 7 (Konto Nr. 4699 bei der Kreissparkasse Düren).
Düren, den 20. August 1945.
Der Landrat des Kreises Düren: Seeger. – der Bürgermeister der Stadt Düren: Stiegler. - Fürsorgestelle für die politischen Opfer der Naziherrschaft: Rankers, Unkelbach.
Aachener Nachrichten vom 4. September 1945
28. August 1945
Aufruf
Von der jüdischen Gemeinde Aachens, die durch die Rassentheorien des Nazi-Regimes zerstört wurde, hat sich nun einkleiner Teil der Überlebenden zusammengeschlossen, um die Gemeinde wieder zu errichten. Es stehen diesen jedoch keinerlei Mittel zur Verfügung. Es fehlt an Geld, Büromaterial, Schreibmaschine usw.
Im Namen dieser kleinen Gemeinde richte ich an die Aachener Bürgerschaft die Bitte, uns zu helfen. Geldüberweisungen dankend erbeten auf Konto Nr. 3705 der Dresdner Bank oder Konto Nr. 13176 der Städtischen Sparkasse. Sach- und Bargeldspenden an den Unterzeichneten.
Im Namen der jüdischen Gemeinde
Alfred Loewendahl
Aachener Nachrichten vom 28. August 1945
06.09.1945
A b s c h r i f t !
Sonder-Dezernat Düren, den 6. Sept. 1945
Es erscheint der Uhrmachermeister Leo Schapiro, geboren am 22.3.1898 in St. Georgen, wohnhaft zur Zeit in St. Georgen im Attergau und erklärt an Eidesstatt:
Bis einschl. 16. Nov. v. Js. habe ich in Düren, Kölnplatz 9 gewohnt. Ich bin jüdischer Herkunft, jedoch bei meiner Heirat der evangelischen Kirche beigetreten. Von einigen Stellen, insbesondere der Gestapo und der NSDAP Kreisleitung wurden an das Dürener Meldeamt dauernd Nachfragen über meine arische Abstammung gerichtet, welche jedoch von den damaligen Sachbearbeitern Herrn Oberinspektor Baumann sowie Herrn Obersekretär Wilhelm Pikot, stets günstig ausgelegt wurden, trotzdem beide Herren über meine jüdische Abstammung unterrichtet waren. Unter Einsatz ihrer Person haben beide Herren stets meine Abstammung verleugnet und sich dauernd für mein und meiner ganzen Familie Wohlergehen eingesetzt. Mir persönlich ist es bekannt, dass beide Herren das nicht bloss für mich, sondern auch für viele anderen jüdischen Familien getan haben und uns dadurch in der schweren Zeit sehr geholfen haben. Erwähnen möchte ich noch, dass Herr Pikot zwar zwangsweise Zellenleiter war, er sich jedoch auch unter diesen Umständen noch dauernd für mich bei der Kreisleitung eingesetzt hat und mich dauernd über Angelegenheiten, welche bei der Kreisleitung bearbeitet wurden, jedoch meine oder andere jüdischen Personen betrafen, stets unterrichtet hat und mir geholfen hat, Vorbeugungsmassregeln zu ergreifen.
v. g. u.
gez. Leo Schapiro
> g. w. o.
gez. Hoffmann
Für die Richtigkeit der Abschrift:
Düren, den 6. Sept. 1945
Der Landrat
I.A.
(Unterschrift)
Nachlaß Mallmann, Kopie im GW-Archiv
27.11.1945
Düren, den 27. November 1945
Scharnhorststraße 145
Lebenslauf
Am 4. Jan. 1884 bin ich in Merken, Krs. Düren geboren. Aus der Volksschule entlassen, trat ich am 18. Aug. 1897 als Verwaltungslehrling bei der Verwaltung in Birkesdorf ein, wo ich bis zum 26. Sept. 1903 verblieb. Vom 1. Okt. 1903-30. Sept. 1905 genügte ich meiner Militärpflicht. Am 23. Okt. 1905 wurde ich von der Stadtverwaltung Düren eingestellt. Wenn ich auch 1933 als Mitglied der NSDAP beigetreten bin, so habe ich mich weiter nicht betätigt, d.h. ich war nicht politischer Leiter und habe auch kein Amt in der Partei bekleidet. Im Jahre 1943 erhielt ich vom Landratsamt Düren einen schriftlichen Verweis wegen meiner Hilfeleistung den Juden gegenüber. Kurz darauf wurde von mir das Mitgliedsbuch eingezogen, wodurch ich seit diesem Zeitpunkte nicht mehr Mitglied der Partei war. Meine Einstellung den Juden gegenüber geschah in vollem Einverständnis mit meinem Dezernenten, dem Stadtdirektor Heitzer.
Seit 1942 gehöre ich einer Oppositionspartei an. Über meine Einstellung zur NSDAP kann Auskunft geben:
a) von der KPD
Herr Mallmann
Herr Adams
Herr Kerres
b) von der SPD
Herr W. Ciesielski
Herr Josef Dahmen
c) von der Demokratischen Partei
Herr Jakob Schiffer
d) Sonstige Personen
[…]
B[…] [Unterschrift]
Nachlaß Mallmann, Kopie im GW-Archiv
03.12.1945
Düren, den 3. Dezember 1945
Anmerkung zum politischen Fragebogen Leonhard R[…]
Ich bin der Partei beigetreten, weil der Bürgermeister alle Beamten dazu aufforderte.
Gleich 1933 setzte man als politischen Aufpasser den bekannten Engelbert H[…] in die Anstalt, der meine Tätigkeit und Einstellung beobachten sollte. Mit seinem Kollegen G[…] zusammen wurde mir ein Leidensweg bereitet, über den man nicht berichten kann. […]
Während der ganzen Zeit meiner Zugehörigkeit zur Partei war ich als Antinazi verschrien. Weil ich in einem Judenlokal mit Juden Billard gespielt hatte und freundlich mit denselben verkehrte, sollte ich der Gestapo angezeigt werden. Als später eine Jüdin im Krankenhaus aufgenommen wurde und ich angeordnet hatte, sie höflich und freundlich zu behandeln, wurde ich wieder einmal bei der Kreisleitung angezeigt und zur Rede gestellt. Weil ich noch meinen religiösen Pflichten nachkam und im Kirchenvorstande war, wurde ich vor den Ortsgruppenleiter zitiert, der mich im Auftrage einer höheren Stelle vernehmen sollte. […]
[handschr. Zusatz] Bis Mai 1933 war ich Mitglied der Zentrums-Partei.
Nachlaß Mallmann, Kopie im GW-Archiv
05.12.1945
Wilhelm H[…] Düren, den 5.12.45
Düren Werderstraße 86
Politischer Lebenslauf!
Bis zum Jahre 1932 habe ich mich politisch nicht betätigt. Lediglich aus geschäftlichen Gründen und auf Drängen meines damaligen Arbeitgebers bin ich 1932 in die Partei und S.A. eingetreten. Im Jahre 1936 wechselte ich meinen Arbeitsplatz und trat in Dienst bei der hiesigen jüdischen Firma Bellerstein-Mayer. Auf Grund dieser Dienstleistung bei der jüdischen Firma, welche ich nach mehrmaliger Aufforderung nicht aufgab, wurde ich 1936 aus Partei und S.A. ausgeschlossen, weil ich nicht mehr als politisch einwandfrei betrachtet wurde. Im Jahre 1940 habe ich wegen meines Herzleidens, welches mich zu öfterem Krankfeiern zwang, einen eigenen Beruf und zwar als Gastwirt erwählt. Ich hatte mit dem Besitzer, Jos. Pütz, Birgel, einen Mietvertrag eingegangen, der nur dann Gültigkeit erhielt, wenn ich die Konzession in Händen hatte. Welche Schwierigkeiten mir zur Erlangung der Konzession gemacht wurden, zumal ich die Befürwortung des damaligen Ortsgruppenleiters, Bürgermeister Logauer haben musste, dürfte Ihnen bekannt sein. Da ich nicht mehr als politisch einwandfrei bekannt war, bin ich gezwungenermassen 1941 wieder der Partei als zahlendes Mitglied beigetreten. Irgendwelche Ämter habe ich in der Partei nicht bekleidet.
Ich bin katholisch und der Kirche durch die Partei nie fern geblieben.
Wilh. H[…]
Düren Werderstr. 86
Nachlaß Mallmann, Kopie im GW-Archiv
21.12.1945
Köln-Nippes 21.12.45
Merheimerstr. 217
Vincenz-Hospital
[Eingangsstempel: 24. Dez. 1945]
An den Herrn Bürgermeister der Stadt Düren
Rathaus
persönlich
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Sicherlich werden Sie sich meiner noch erinnern, denn ich war über 40 Jahre Dürener Bürger. Ich wohnte s.Zt. in dem heute vollständig zerstörten Hause Wirtelstraße 37, welches ich im Jahre 1918 von der Dürener Bank erwarb.
Als die Nazis zur Herrschaft gelangten und die Judenverfolgungen einsetzten, wurde ich mit meiner Frau kurzerhand aus meinem Hause herausgesetzt und weiterhin im Jahre 1942 als Häftling im K.Z.-Lager Theresienstadt interniert. Dort wurden wir, meine Frau und ich, nach unbeschreiblichen Qualen und über 3jährigem Aufenthalt am 15. Aug. a.c. durch die Russen befreit und sind jetzt hier – betreut von der Stadt Köln – im „Vincenz-Hospital“ untergebracht. Wir möchten wieder in Düren Wohnung nehmen, zumal unsere jetzige Unterkunft baldigst geräumt werden muß, da sämtliche Räume für [die] Krankenstation benötigt werden. Mit der dortigen Wohnungsabteilung stehen wir in Verbindung, doch leider bis heute noch ohne Erfolg. Gewiß, die Wohnungsnot ist groß und gerade unser liebes Düren ist besonders schwer betroffen worden. Andererseits hat man uns binnen 24 Stunden aus unserem Besitztum gewiesen, unser Vermögen beschlagnahmt u.s.w. Kurz, man hat viel an uns gutzumachen und Alles das nur, weil wir Juden sind.
Ich möchte Sie nun bitten, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sich für meinen Fall zu interessieren. Ich benötige als Wohnung: 1 Wohnzimmer, 1 Schlafzimmer (2 Personen), 1 Küche, 1 Badezimmer, also sehr bescheiden.
Mit derselben Bitte beabsichtige ich mich auch an den Herrn Landrat beziehungsweise an die neu eingerichtete „Betreuungsstelle für politisch Geschädigte“ zu wenden.
Hochachtungsvoll!
Salli Goldschmidt
StAD, B 380, sub G.; Domsta, Düren 1940-1947, S. 301
[1946?]
[Nörvenich:] Zwangsweise verschickt wurden noch, soweit wir feststellen konnten, aus Hochkirchen Wwe. Berta Lachs, Walter Haase und Frau, Ww. Philipp Schwarz und Frl. Emma Schwarz, Wwe. Rosa Schwarz mit ihren Töchtern Sofie und Berta, sowie aus Nörvenich: Frau Paula Treu, Gattin des o.gen. Josef Treu und Alfred Hermanns, Sohn des o.gen. Benno Hermanns.
Ungewiss ist das Schicksal des Moritz Schwarz, Sohn der o.gen. Wwe. Philipp Schwarz, der angeblich in einem Krankenhaus in der Nähe von Walheim bei Aachen gestorben sein soll. Bei den auf diesem Blatt Genannten handelt es sich um Zwangsverschickte jüdischen Glaubens.
GA Nörvenich 12-1, in: Dominicus, Chronik des Amtsbezirks Nörvenich 1932-1946, 2. Aufl., S. 222. Von diesem Schriftstück wurde nur das Blatt 2, ohne Datum, gefunden.
02.03.1946
Jüdische Gemeinde Aachen
Nach zwölf Jahren ...
Die Juden wünschen ... Zum Vorsitzenden der Gemeinde wurde Alfred Löwendahl einstimmig wiedergewählt; ferner wurden wiedergewählt die Herren Wolff, Marx und Weinhausen. Hinzugewählt wurde Herr Kann, Düren. ...
AVZ, Nr. 3, Samstag, 2. März 1946
15.09.1946
Betrifft: Wiedergutmachung
Um die Wiedergutmachung gem. Erlaß des Herrn Oberpräsidenten der Nord-Rheinprovinz vom 30.7.1946 Vw/54 Tgb. Nr. IV – 3169 und gleichlt. Verfügung des Herrn Reg. Präsidenten – Abt. IV d 14 Vo/O – vom 9.8.1946 vorzubereiten, werden alle polit. und rass. Verfolgte innerhalb des Kreises Düren gebeten, umgehend alle amtl. Beweisstücke gem nachstehend aufgeführten 5 Punkten der Dienststelle zur weiteren Bearbeitung zu übergeben. Mit Rücksicht auf die geforderte schnelle Vorbereitung ist die baldige Einreichung notwendig.
1. Personalakten, aus denen sich ergibt, daß ein Angestellter oder Beamter, aus polit. oder rass. Gründen entlassen bzw. vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden ist.
2. Akten oder sonstige Urkunden über Enteignung oder Beschlagnahme von Grundbeseitz und sonstiger Vermögen, die aus polit. oder rass. Gründen erfolgt ist.
3. Reichsfluchtsteuer.
4. Judenabgabe.
5. Besondere Besteuerung der polit. und rass. Verfolgten und ähnliche.
Der Oberkreisdirektor
Betreuungsstelle für polit. Inhaftierte
Düren, Paradiesplatz 2
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch das Kreispresseamt Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 1. Jahrgang, Düren, den 15. September 1946, Nr. 13
01.11.1946
Eigentum und Besitz von Juden
Die jüdische Gemeinde Düren forscht nach Vermögen und Besitz jüdischer Angehöriger, die zur Zeit der nationalsozialistischen Regierung unter Zwang ihren Besitzer wechselten oder rechtswidrig weggenommen wurden. Angaben erbittet Ludwig Kann, Düren, Uhlandstraße 16.
[darunter, durch einen Balken getrennt:]
Alle anerkannt politisch Geschädigten des Kreises Düren werden gebeten, umgehend der Dienststelle Paradiesplatz 2 eine Meldung über evtl. Angehörigen, welche infolge politischer Haft im Zuchthaus, Konzentrationslager, Gefängnis, oder durch Verschleppung aus politischen, rassischen, oder religiösen Gründen umgebracht bezw. verstorben sind, einzureichen. Die Meldung muß enthalten: Name, Geburtstag, Geburtsort, Sterbetag, oder Angabe wann und wo vermutlich umgebracht bezw. vermißt.
> Der Oberkreisdirektor
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch das Kreispresseamt Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 1. Jahrgang, Düren, den 1. November 1946, Nr. 16, S. 3
01.12.1946
An alle anerkannt politisch Inhaftierten
Die Betreuungsstelle für politisch Inhaftierte, Düren, Paradiesplatz 2, erinnert nochmals an den Erlaß des Herrn Oberpräsidenten der Nord-Rheinprovinz vom 30. Juli sowie die gleichlautende Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten vom 9. August und bittet alle politisch und rassisch Verfolgten innerhalb des Kreises, umgehend sämtlicheBeweisstücke gemäß nachfolgend aufgeführten 5 Punkten der Dienststelle zur Bearbeitung zu übergeben.
1. Personalakten, aus denen sich ergibt, daß ein Angestellter oder Beamter aus politischen oder rassischen Gründen entlassen bzw. vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden ist.
2. Akten oder sonstige Urkunden über Enteignung oder Beschlagnahme von Grundbesitz und sonstiger Vermögen, die aus politischen oder rassischen Gründen erfolgt ist.
3. Reichsfluchtsteuer.
4. Judenabgabe.
5. Besondere Besteuerung der polit. und rass. Verfolgten und ähnliche.
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch das Kreispresseamt Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 1. Jahrgang, Düren, den 1. Dezember 1946, Nr. 18
15.04.1947
Aufruf
zur Sammelaktion der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für die Opfer des Naziregimes.
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat für die Zeit vom 8. bis 22.4.1947 zu einer Sammelaktion für die Opfer des Faschismus aufgerufen. Es ergeht hiermit an die kreisdürener Bevölkerung die Bitte, diese Sammlung tatkräftig zu unterstützen. Sie wird im Zusammenwirken aller Wohlfahrtsverbände als Listensammlung im Kreis Düren in der Woche vom 15.4. bis 22.4.1947 durchgeführt.
Es ist wohl nicht erforderlich, in diesem Zusammenhang nochmals auf die wirtschaftliche Notlage der politisch Inhaftierten und deren Familien hinzuweisen. Jedem einsichtigen Deutschen sind die Opfer bekannt, die von den aktiven Kämpfern gegen die nationalsozialistische Ideologie gebracht worden sind. Rechtsbruch und Vergewaltigung der freien Meinungsäußerung verbannten sie in Konzentrationslager, Zuchthäuser und Gefängnisse. Nichtarische Abstammung, religiöse oder politische Überzeugung allein genügten, von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zertreten zu werden. Das ganze deutsche Volk hat hier begründete Rechtsansprüche auf Wiedergutmachung zu erfüllen. Es wird daher erwartet, daß sich dieser Einsicht niemand verschließt und im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeit die Sammlung tatkräftig unterstützt.
Der kreisdürener Bevölkerung wird im Voraus für ihre Hilfsbereitschaft gedankt.
Düren, den 9. April 1947
Armin Renker Dr. Grube
Landrat Oberkreisdirektor
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch die Kreisverwaltung Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 2. Jahrgang, Düren, den 15. April 1947, Nr. 8
01.06.1947
Erstattung von Nutzungsgebühren für den Gebrauch von Möbeln durch anerkannte politisch, rassisch und religiös Verfolgte
Der Herr Regierungspräsident in Aachen hat gemäß Verfügung vom 16.5.1947 – Abt. IV d 38 Mö./Hu – Mittel zur Erstattung von Mieten oder sonstiger Gebühren für Möbel, die von politisch, rassisch oder religiös Verfolgten leihweise benutzt werden, zur Verfügung gestellt.
Die politisch Geschädigten des Kreises Düren werden gebeten, in allen Fällen Originalrechnungen über Mieten und Gebühren für benutzte Möbel bei der Betreuungsstelle Düren, Paradiesplatz 2, vorzulegen.
Düren, den 1. Juni 1947 Der Oberkreisdirektor
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch die Kreisverwaltung Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 2. Jahrgang, Düren, den 1. Juni 1947, Nr. 11
02.10.1947
Heute erhielten wir die traurige Nachricht, daß unser früherer Lehrer und stellvertr. Rabbiner, Herr
Max Oppenheim
fern von seinem ehemaligen Wirkungskreise in Brüssel verschieden ist. Ein edler Mensch, hilfreich und gut, ist von uns gegangen. Sein Andenken werden wir in Ehren halten.
Düren, den 2. Oktober 1947
Im Auftrage der jüdischen Gemeinde:
Ludwig Kann
Naor, S. 25
15.11.1947
Allgemeine Verfügung Nr. 10
(auf Grund des Gesetzes Nr. 52 der Militär-Regierung betreffend Sperre und Kontrolle von Vermögen)
Gemäß Artikel I, Abs. 2, des Gesetzes Nr. 52 der Militär-Regierung in der Fassung der Verordnung Nr. 38 wird hiermit verordnet:
Artikel I
Von der Verfügung betroffenes Vermögen
1. Diese Allgemeine Verfügung bezieht sich, vorbehaltlich der Ausnahmen des Abs. 2, auf jedes als solches erkennbare Vermögen, das zwischen dem 30. Januar 1933 und dem 8. Mai 1945 aus Gründen der Rasse, der Staatsangehörigkeit, der Religion oder der politischen Überzeugung einer Person enteignet, weggenommen oder ihrer Verwaltung entzogen worden ist. Dabei ist es unerheblich, ob diese Beschlagnahme oder Enteignung, Wegnahme oder sonstige Form der Entziehung auf Grund von Gesetzen oder in angeblich rechtsmäßigen Verfahren oder sonstwie durchgeführt worden ist.
[…]
Artikel II
Anzeigepflicht
3. Wer seit dem 30. Januar 1933 irgendwelches Vermögen (Artikel I) besitzt, verwaltet oder beaufsichtigt oder besessen hat, ist verpflichtet, innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten dieser Verordnung in dreifacher Ausfertigung auf Vordruck MG AF/P eine Erklärung über dieses Vermögen bei dem Landrat des Kreises oder dem Oberbürgermeister des Stadtkreises seines Wohnortes abzugeben. […]
4. Wer von einem bestimmten Vermögensübergang (Artikel I) Kenntnis hat, ist verpflichtet, innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten dieser Verordnung in dreifacher Ausfertigung auf Vordruck MG AF/K eine Erklärung über dieses Vermögen bei dem Landrat des Kreises oder dem Oberbürgermeister des Stadtkreises seines Wohnortes abzugeben. […]
Artikel III
Anmeldung von Ansprüchen
6. Wer Vermögen (Artikel I) verloren hat, aknn seine Ansprüche auf Wiedererstattung anmelden. Diese Ansprüche müssen bis zum 31. Dezember 1948 angemeldet sein. Ansprüche, die nach dieser Frist angemeldet werden, werden nicht berücksichtigt. Die Ansprüche sind in dreifacher Ausfertigung auf Vordruck MG AF/C einzureichen an
das Zentralamt für Vermögensverwaltung (Britische Zone)
Bad Nenndorf, Land Niedersachsen.
[…]
Artikel VII
Tag des Inkrafttretens
10. Diese allgemeine Verfügung tritt am 20. Oktober 1947 in Kraft.
Im Auftrage der Militär-Regierung
[…]
Die erforderliche Anmeldung von Vermögensverlusten bezw. die notwendige Anzeigepflicht auf den Vordrucken hat für den Kreis Düren über die zuständigen Ämter, für die Stadt über den Oberstadtdirektor zur Weiterleitung an die Betreuungsstelle für politisch Inhaftierte Düren, Schillingstraße, zu erfolgen.
[…]
Düren, den 15. November 1947 Der Oberkreisdirektor
Betreuungsstelle für politisch Inhaftierte
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch die Kreisverwaltung Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 2. Jahrgang, Düren, den 15. November 1947, Nr. 22
15.02.1948
Richtlinien zur Anordnung Nr. 10 zum Militärgesetz Nr. 52 über Sperre und Kontrolle von Vermögen
Unter Hinweis auf die Veröffentlichung der Allgemeinen Verfügung Nr. 10 der Militärregierung im Amtlichen Mitteilungsblatt Nr. 22 vom 15.11.1947 werden nachstehend die Richtlinien für die Anmeldung von Vermögenswerten bekanntgegeben:
I. Was ist anzumelden:
[…]
II. Wer hat anzumelden:
[…]
10. Anmeldeberechtigt sind die ursprünglich Berechtigten selbst oder ihre Erben.
III. Wie ist anzumelden:
11. Sämtliche Anmeldungen geschehen auf besonderen Vordrucken, welche auf Anfordern erhältlich sind bei der „Wiedergutmachungs- und Betreuungsstelle, Düren, Schillingstraße 3, Zimmer 16“.
[…]
IV. Wann und wo ist anzumelden:
15. […] Die Frist zur Erfüllung der Anmeldepflicht läuft am 20. April 1948 ab.
16. Wer anmeldeberechtigt ist (vgl. Ziffer 10), reicht die Anmeldung bei Zentralamt für Vermögensverwaltung, Bad Nonndorf, Niedersachsen, ein.
Anmeldefrist läuft am 31. Dezember 1948 ab.
V. Warum ist anzumelden:
[…]
VI. Strafen:
[…]
Düren, den 15. Februar 1948
Wiedergutmachungsstelle
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch die Kreisverwaltung Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 3. Jahrgang, Düren, den 15. Februar 1948, Nr. 4
26.2.1948
Sitzung der Stadtverordneten
[…]
Nichtöffentliche Sitzung
1. Fundgeld Kaufhaus Hansa
[…]
Exzerpte F.G.
01.04.1948
Allgemeine Verfügung Nr. 6
(Erste Abänderung)
(Zur Ausführung des Gesetzes Nr. 52 der Militärregierung – Sperre und Kontrolle von Vermögen)
Gemäß Artikel I, Absatz 2 und Artikel III, Absatz 4b des Gesetzes Nr. 52 der Militärregierung wird hiermit folgendes verordnet:
Artikel I
Vermögen, das dieser Verfügung unterliegt
[…]
Artikel II
Vorlage von Berichten
[…]
Artikel III
Sperre von Vermögen
[…]
Artikel IV
Strafbestimmungen
[…]
Artikel V
Begriffsbestimmungen
[…]
Artikel VI
Inkrafttreten
[…]
Im Auftrage der Militärregierung
Die Vordrucke sind bei der Treuhandstelle des Kreises Düren, Amtsgericht, Zimmer 226/227 erhältlich, woselbst auch Auskunft erteilt wird und die Meldungen abzugeben sind.
Düren, den 16. März 1948
Treuhandstelle des Kreises Düren
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch die Kreisverwaltung Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 3. Jahrgang, Düren, den 1. April 1948, Nr. 7
15.08.1948
Anmeldung von Vermögenswerten nach der allgemeinen Verfügung Nr. 10 v. 20.10.1947 der Militärregierung zum Gesetz 52
Es wird nochmals auf die […] Richtlinien […] hingewiesen. […]
Düren, den 29.7.1948 Der Oberkreisdirektor
Wiedergutmachungsstelle
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch die Kreisverwaltung Düren. Erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats, 3. Jahrgang, Düren, den 15. August 1948, Nr. 16
15.08.1948
[Kreis Jülich]
16. Fürsorgewesen
a) Kreisfürsorgeamt
Betreuungsstelle für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte
Diese seit 1945 bestehende Dienststelle betreute am Ende des Berichtsjahres 78 Personen gemäß Anweisung Nr. 2900 der Militär-Regierung. Von den insgesamt 229 gestellten Anträgen wurden durch den Kreissonderhilfsausschuß 150 abgelehnt. Während des Berichtsjahres wurden für durchschnittlich 11 Geschädigte zuzüglich deren Angehörigen insgesamt 9385,70 RM als laufende Sonderhilfe gezahlt. Seit Bestehen der Betreuungsstlle wurden durch den Kreis 80026,- RM an Beihilfen, durch die Landesregierung 3000.- RM zur Festigung der Existenz und als vorläufige Rente für Witwen und Waisen 8100,- RM verausgabt. Die Betreuung erstreckte sich in der Hauptsache auf Gewährung zusätzlicher Lebensmittel, bevorzugte Vermittlung von Wohnungen, Berufsfürsorge und Vermittlung bewirtschafteter Waren.
Auf Grund der Verordnung Nr. 10 der Militär-Regierung wurde der Betreuungsstelle Ende 1947 eine Wiedergutmachungsstelle angegliedert.
Verwaltungsbericht des Kreises Jülich für die Zeit vom 1. April 1947 bis 31. März 1948, in: Jülicher Kreisanzeiger. Amtliches Mitteilungsblatt des Landkreises Jülich, Herausgegeben mit Genehmigung der Mlitärregierung des Landkreises Jülich, Nr. 15, 15. August 1948, 3. Jahrgang
20.09.1948
Unterlagen für die Auswanderer-Beratung:
Einwanderung nach den USA
[…]
Es ist zutreffend, daß das State Department eine neue Vorschrift über die Gewährung von Einreisegenehmigungen für Deutsche erlassen hat […]. Die Hälfte dieser Personenzahl soll auf Volksdeutsche entfallen, also auf Personen deutscher Abstammung, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. […]
Die andere Hälfte soll Reichsdeutschen zur Verfügung stehen, wobei die Reihenfolge der Berücksichtigung sich nach den Kategorien richtet, die auch bisher für die Gewährung der Einreise in die USA Geltung gehabt haben. Bevorzugt werden danach Anträge solcher Personen, die als „Opfer des Faschismus“ rassisch oder politsch verfolgt worden sind oder sich aktiv als Kämpfer gegen das Naziregime betätigt haben. […]
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch die Kreisverwaltung Düren. Erscheint vierzehntäglich, 3. Jahrgang, Düren, den 20. September 1948, Nr. 18
07.10.1948
Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses
[…]
3. Verkauf eines Teils der Gerstenmühle
Die […] Prym’sche Verwaltung hat gegen den Verkauf des Gerstenmühlengrundstücks […] Einwände erhoben, da bei Abschluß des am 6.11.1940 über das Grundstück getätigten Kaufvertrags die Stadt Beschränkungen hinsichtlich der Verwendung vorgesehen hätte. Der infrage kommende Kaufvertrag liegt der Stadt vor. Irgendwelche Vorbehalte über die Verwendung […] sind darin nicht enthalten […] .
Exzerpte F.G.
03.12.1948
Auswanderung politisch, rassisch und religiös Verfolgter
In Ergänzung des Erlasses vom 15.9.1948 wird darauf aufmerksam gemacht, daß alle Verfolgten des Naziregimes, auch wenn sie amtlich als Verfolgte nicht anerkannt sind, sich mit Mme. Jeanty [Weltkirchenrat] wegen einer beabsichtigten Auswanderung in Verbindung setzen können. […]
Obige Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten mache ich hiermit bekannt.
Düren, den 26.11.1948 Der Oberkreisdirektor
Wiedergutmachungsstelle
Amtliches Mitteilungsblatt für den Kreis Düren. Herausgegeben mit Genehmigung der Militär-Regierung des Kreises Düren durch die Kreisverwaltung Düren. Erscheint vierzehntäglich, 3. Jahrgang, Düren, den 3. Dezember 1948, Nr. 23
31.03.1949
Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im großen Saal des Amtsgerichts
[…]
9. Beschlußfassung über die Neuordnungsmaßnahme
[als Anlage ist der Neuordnungsplan der Stadt Düren beigefügt; daraus:]
[…] Es ist die gesamte Gemeindefläche für die Neuordnungsmaßnahme vorgesehen […] Schwierigkeiten ergeben sich eigentlich nur bei der Umlegung des jüdischen Grundbesitzes. Deshalb habe ich […] dem […] Finanzminister […] nachstehenden Bericht vorgelegt:
[…] Durch die Neuordnungsmaßnahmen sind Baulandumlegungen, insbesondere in dem ehemaligen Gebiet der Altstadt, unvermeidlich.
Obwohl der Plan noch nicht festgestellt ist, haben bereits die Wiedergutmachungsstelle (Oberkreisdirektor), das Finanzamt Düren und ein jüdischer Grundbesitzer gegen die beabsichtigten Grenzänderungen Einspruch eingelegt. Diese Stellen berufen sich auf die Gesetze der Militärregierung und weisen daraufhin, daß zu jeder Veränderung des jetzigen Zustandes dieser Grundstücke die Einwilligung des früheren Eigentümers erforderlich ist und daß ohne diese keine Erlaubnis seitens der Militärregierung erteilt werden kann.
[…] Wenn auch der jüdische Grundbesitz einem besonderen Schutz unterliegt, so bin ich doch der Auffassung, daß dieser Besitz bei der Umlegung wie der übrige öffentliche und private Grundbesitz zu behandeln ist. […] Es handelt sich in dem Umlegungsgebiet der Stadt Düren um rd. 25 Grundstücke, die zum Teil nach 1933 in Privatbesitz übergegangen sind und daher heute unter das Gesetz 52 der Militärregierung fallen.
Würde dem jüdischen Grundbesitz bei der Baulandumlegung eine andere Rechtsstellung als dem privaten Grundbesitz eingeräumt, so würden damit die Neuordnungsmaßnahmen undurchführbar.
Exzerpte F.G.
31.03.1949
[Kreis Jülich]
XVI. Wiedergutmachungs- und Betreuungsstelle
Während des Berichtsjahres wurde die Betreuungsstelle, der bisher nur die Betreuung der politisch, rassisch und religiös Verfolgten oblag, in die „Wiedergutmachungs- und Betreuungsstelle“ umgewandelt und ihr neben der Betreuung des genannten Personenkreises die Registrierung aller entzogenen Vermögen gemäß Verfügung Nr. 10 der britischen Militärregierung übertragen.
Der Kreis Jülich zählt 79 anerkannte politisch Geschädigte, denen die Betreuungsstelle in allen einschlägigen Fragen, wie Renten-, Unterstützungs-, Wohnungs- und Arbeitsplatzvermittlung behilflich ist. Durch das zu erwartende Haftentschädigungsgesetz wird das Arbeitsgebiet noch erweitert.
Die Wiedergutmachungsstelle, die im Mai des Berichtsjahres eingerichtet wurde, hat die Registrierung aller entzogenen Vermögen im Kreise Jülich durchzuführen. Darunter fallen: Gewerkschaftsvermögen, ehemals jüdisches Vermögen und sonstige durch die Gesetzgebung des Dritten Reiches entzogene Vermögenswerte. Die derzeitigen Besitzer sind verpflichtet, die Anmeldung dieses Vermögens vorzunehmen. Die Anmeldefrist schloß mit dem 20. Oktober 1948.
Es wurden folgende Anmeldungen registriert:
Besitzanmeldungen 136
Kenntnisanmeldungen 53
Anspruchsanmeldungen 24
insgesamt 213
Das zu erwartende Wiedergutmachungsgesetz wird die weiteren Richtlinien für die Fortsetzung der Arbeit und die evtl. Realisierung der Ansprüche geben.
Verwaltungsbericht des Kreises Jülich für die Zeit vom 1.4.1948 bis 31.3.1949, S. 15